SARS-CoV-2

Corona-Infizierte ohne Symptome setzen nicht weniger Viren frei

Um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen, ist es wichtig, auch asymptomatische Infizierte zu erkennen und zu isolieren. Denn sie scheiden wohl ähnlich viele Viren aus wie symptomatische Erkrankte.

Von Dr. Beate Schumacher Veröffentlicht:
Die Menge an viraler RNA, die sich in Rachenabstrichen und Sputumproben nachweisen lässt, scheint bei Patienten mit und ohne Krankheitssymptome vergleichbar groß zu sein.

Die Menge an viraler RNA, die sich in Rachenabstrichen und Sputumproben nachweisen lässt, scheint bei Patienten mit und ohne Krankheitssymptome vergleichbar groß zu sein.

© Hendrik Schmidt / dpa / picture

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gibt es Unterschiede bezüglich der Viruslast von symptomatischen und asymptomatischen SARS-CoV-2-Infizierten?

Antwort: In einer Studie mit 303 SARS-CoV-2-Patienten (davon 89 anhaltend beschwerdefrei) hatten symptomatische und asymptomatische Infizierte im Verlauf ähnliche Ct-Werte in der PCR, das heißt, sie haben vergleichbare Mengen an viraler RNA freigesetzt.

Bedeutung: Asymptomatische SARS-CoV-2-Patienten haben eine ähnliche Viruslast wie symptomatische. Die Isolation muss daher unabhängig von Krankheitszeichen erfolgen.

Einschränkung: Untersucht wurde die Menge an viraler RNA, nicht die Infektiosität; sehr junge Patienten.

Seoul. Erneut gibt es Hinweise darauf, dass es für das Ansteckungsrisiko, das von SARS-CoV-2-Infizierten ausgeht, vermutlich keine Rolle spielt, ob sie Symptome haben oder nicht. Zumindest die Menge an viraler RNA, die sich in Rachenabstrichen und Sputumproben nachweisen lässt, scheint bei Patienten mit und ohne Krankheitssymptome vergleichbar groß zu sein.

Das hat eine Studie aus Südkorea ergeben, in der Infizierte regelmäßig per RT-PCR untersucht wurden (JAMA Intern Med 2020; online 6. August).

Studienteilnehmer waren 303 Patienten, die nach einem positiven Test auf SARS-CoV-2 in speziellen Einrichtungen isoliert worden waren. Von ihnen waren 110 zum Zeitpunkt der Diagnose asymptomatisch, 89 blieben anhaltend beschwerdefrei. An den Tagen 8, 9, 15 und 16 der Isolation wurden bei allen Patienten Proben aus den oberen und unteren Atemwegen (Naso- plus Oropharynxabstrich und Sputum) genommen und per RT-PCR untersucht.

Zusätzliche Untersuchungen an den Tagen 10, 17, 18 und 19 waren möglich. Durchschnittlich wurden pro Patient sechs PCR-Analysen gefahren.

Ähnlich viele PCR-Zyklen

Der Anteil der Patienten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt PCR-negativ geworden waren, war in beiden Gruppen ähnlich: Nach 14 und 21 Tagen belief er sich bei den asymptomatisch Infizierten auf 34 beziehungsweise 75 Prozent und bei den sichtbar Erkrankten auf 30 beziehungsweise 70 Prozent.

Weitgehende Übereinstimmung zeigte sich auch bei den Ct (Cycle Threshold)-Werten. Dieser Wert gibt an, wie viele PCR-Zyklen notwendig sind, um eine virale RNA-Sequenz so stark zu amplifizieren, dass ein Fluoreszenzsignal detektiert wird. Getestet wurde auf die RNA des Virusgens „env“ (für das Hüllprotein), „RdRp“ (für die RNA-abhängige RNA-Polymerase) und „N“ (für das Nucleocapsid).

Nur bei der RNA des RdRp-Gens im Sputum zeigte der Ct-Wert einen etwas langsameren Rückgang der Viruslast bei den symptomatisch Erkrankten. Bei der RNA des env-Gens in Rachenabstrichen verhielt es sich dagegen umgekehrt. In den übrigen Konstellationen (env- und N-RNA in Rachenabstrichen, RdRp- und N-RNA im Sputum) gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Virale RNA bedeutet nicht zwangsläufig Infektiosität

Die Ct-Werte sprechen laut den Studienautoren um Dr. Seungjae Lee von der Universitätsklinik in Seoul „für eine ähnliche und lang anhaltende Ausscheidung“ von SARS-CoV-2 bei Infizierten mit und ohne Krankheitszeichen.

Die Forscher erinnern aber ausdrücklich daran, „dass der Nachweis von viraler RNA nicht damit gleichzusetzen ist, dass infektiöse Viren vorhanden sind und übertragen werden können“. Eine weitere Limitation der Studie ist das Alter der Patienten von im Mittel nur 25 Jahren und ihre entsprechend geringe Komorbidität.

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ursprung des Coronavirus

Bericht: BND sah Indizien für Corona-Laborthese

Geschäftszahlen 2024

BioNTech rutscht in die roten Zahlen

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 12.08.202008:19 Uhr

Laut
"Clinical Course and Molecular Viral Shedding Among Asymptomatic and Symptomatic Patients With SARS-CoV-2 Infection in a Community Treatment Center in the Republic of Korea"
von Seungjae Lee et al. doi:10.1001/jamainternmed.2020.3862
sprechen die Ct-Werte „für eine ähnliche und lang anhaltende Ausscheidung“ von SARS-CoV-2 bei Infizierten mit und ohne Krankheitszeichen.
Die Forscher erinnern nachdrücklich daran, „dass der Nachweis von viraler RNA nicht damit gleichzusetzen ist, dass infektiöse Viren vorhanden sind und übertragen werden können“. Eine weitere Limitation der Studie ist das Alter der Patienten von im Mittel nur 25 Jahren und ihre entsprechend geringe Komorbidität.
Trotzdem schreibt der leider allzu bekannten Kollege Wolfgang Wodarg, Internist-Pneumologie, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen im Deutschen Ärzteblatt zum
"Ergebnis der Studie: Dies könnte bedeuten, dass von asymptomatischen Personen die gleichen Risiken ausgehen wie von symptomatischen Patienten. Sie zitieren lediglich Spekulationen aber liefern durch Ihre Überschrift jenen Argumente, die Kindern durch Masken und Distancing-Maßnahmen völlig nutzlos physische und psychische Schädigungen zumuten wollen.
Mit klinisch nichtssagenden PCR-Tests setzen die vom Drosten-Lobbying Begünstigten jetzt schon jede Woche allein in Deutschland über 100 Mrd. Euro um. Eine evidenzbasierte medizinische Schaden-Nutzen Abwägung fehlt.
Hoffentlich sind Ärzte kritischer als ihr "Ärzteblatt" (Zitat Ende).

Doch die Wodargsche Diktion, dass man "Kindern durch Masken und Distancing-Maßnahmen völlig nutzlos physische und psychische Schädigungen zumuten wolle", entlarvt sich als populistisch-irregeleitete Fantasie. Wie Schutzmasken Risikosituationen minimieren, belegen z.B. "Association Between Universal Masking in a Health Care System and SARS-CoV-2 Positivity Among Health Care Workers"
von Xiaowen Wang et al.
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2768533
und viele andere Untersuchungen.

Sonderberichte zum Thema
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats

© Springer Medizin Verlag GmbH (modifiziert nach [6]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate in der Therapie des nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Formulierung der Einladung zum Darmkrebs-Screening

iFOBT: Rückgabefrist macht TEMPO

Lesetipps
Figuren stehen Hand in Hand vor einer Weltkugel.

© Vladislav / generiert mit KI / stock.adobe.com

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Gemeinsam statt gegeneinander – die IFMSA in Verantwortung

Gehirn umgeben von Zuckerwürfeln

© olga_demina / stock.adobe.com

Hormonregulation im Fokus

Wie Adipositas das Gehirn verändert