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Das sollten MS-Kranke während der Corona-Pandemie beachten
Ein guter Infektionsschutz ist für MS-Kranke während der Corona-Pandemie jetzt besonders wichtig, vor allem wenn sie immunsupprimierende Therapien benötigen.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. MS-Kranke mit immunmodulierenden oder immunsupprimierenden Therapien dürften in diesen Tagen besondere Bedenken haben: Zwar gibt es bislang keine validen Daten zum Verlauf von COVID-19 bei MS-Patienten, diese zählen jedoch aufgrund ihrer immunologischen Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen zu den sehr vulnerablen Personen.
Einige MS-Gesellschaften haben daher Leitfäden für MS-Patienten erarbeitet, die klare Ratschläge zu Verhaltensweisen und Therapien für die Zeit der Corona-Pandemie liefern. Die meisten beziehen sich dabei auf Empfehlungen der „MS international federation“ (msif). Diese hat weltweit führende MS-Experten befragt und das Resultat in einem „global advice“ zusammengefasst:
Global Advice – Corona und MS
- Die befragten Experten gehen davon aus, dass MS-Patienten ein besonderes Risiko für COVID-19-Komplikationen haben, sofern sie aufgrund der MS weniger mobil sind, bereits Probleme mit Herz und Lunge haben oder älter als 60 Jahre sind. Der britische „Multiple Sclerosis Trust“ befürchtet zudem, dass ein schwerer COVID-19-Verlauf einen MS-Schub triggern könnte.
- Verhaltensweisen wie „social distancing“, Kontaktvermeidung und konsequentes Händewaschen gelten daher besonders auch für MS-Kranke. Darüber hinaus empfiehlt die msif öffentliche Transportmittel ganz und persönliche Arztkontakte so weit wie möglich zu vermeiden. Stattdessen sollten sich die Patienten telefonisch mit ihren Ärzten beraten. Solche Regeln werden auch Personen empfohlen, die sich um MS-Kranke kümmern oder mit ihnen in einem Haushalt leben.
- MS-Kranke sollten ihre bestehende Therapie unbedingt fortführen und sich bei COVID-19-Symptomen oder einem positiven Test auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 mit ihrem Arzt beraten.
- Beim Beginn einer neuen MS-Therapie sollten Ärzte die Auswirkungen auf das Immunsystem stärker im Blick haben und – sofern möglich – eine Lymphozyten-depletierende Behandlung vermeiden.
- Kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht nach Ansicht der Experten unter den älteren Basistherapeutika (Interferone, Glatirameracetat) sowie Natalizumab.
- Bei einigen Immunmodulatoren wird angenommen, dass sie die Immunantwort auf eine SARS-CoV-2-Infektion abschwächen könnten. Die msif nennt hier Fingolimod, Dimethylfumarat, Teriflunomid und Siponimod.
- Bei Arzneien mit Lymphozyten-depletierenden und immunsupprimierenden Eigenschaften vermuten die Experten, dass auch das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion erhöht sein könnte. Die US-amerikanische MS-Gesellschaft nennt hier Alemtuzumab, Ocrelizumab, Rituximab, Mitoxantron und Cladribin.
- Die msif empfiehlt allen Patienten, die andere MS-Medikamente als Interferone, Glatirameracetat und Natalizumab nehmen, sich möglichst gut selbst zu isolieren und Kontakte zu meiden.
- Keine einheitliche Regelung gibt es zur Frage, ob eine anstehende Infusion mit einem Lymphozyten-depletierenden Medikament verschoben werden sollte. Die msif beschränkt sich auf die Feststellung, dass der Nutzen gegen das Risiko einer COVID-19-Erkrankung abgewogen werden müsse. Mit zunehmender Verbreitung von SARS-CoV-2 unter Ärzten und Krankenschwestern ist hier natürlich auch das Infektionsrisiko in Kliniken und Praxen zu beachten.
- Eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation ist möglichst zu verschieben. Haben MS-Kranke eine solche bereits erhalten, sollten sie ihre Isolationszeit verlängern.