Verdacht auf Betrug
Gegen Corona-Teststellen wird in Niedersachsen häufiger ermittelt
Die Polizei in Niedersachsen ermittelt 2022 häufiger als davor gegen Corona-Teststellen wegen des Verdachts auf Betrug. Das Landeskriminalamt spricht von Verfahren im „unteren zweistelligen Bereich“.
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In Niedersachsen wird seit Monaten wegen angeblicher Betrügereien in Testcentern ermittelt. Ins Visier geraten sind eine Geschäftsführerin und eine Betreiberin mehrerer Teststellen.
© Bernd Feil/M.i.S./picture alliance
Hannover. In Niedersachsen nehmen die Ermittlungen wegen Betrugs durch Corona-Testzentrenbetreiber zu. Das bestätigt das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA). So habe das LKA allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 mehr Ermittlungen wegen Abrechnungsbetrugs im Zusammenhang mit Corona-Testzentren aufgenommen als im ganzen Jahr 2021. Offenbar haben manche Betreiber Leistungen abgerechnet, die sie nicht erbracht haben.
Die Zahlen 2022 liegen laut Eingangsstatistik des LKA im „unteren zweistelligen Bereich“, so das LKA. Im ganzen Jahr 2021 lagen sie im „niedrigen zweistelligen Bereich.“ Auch die Polizei Hannover ermittelt wegen gewerbsmäßigen Betrugs im Zusammenhang mit Corona Teststellen in Hannover. Sie durchsuchte Wohnungen, Gewerbeobjekte und Autos und beschlagnahmte unter anderem Datenträger und Corona-Testkits. Die Polizei stellte in diesem Zusammenhang fest, dass mehrere angemeldete Teststellen gar nicht in Betrieb waren. Gleichwohl hatte die 32-jährige Betreiberin über Monate die Tests mit der KV Niedersachsen (KVN) abgerechnet.
Schaden in Millionenhöhe
In einem ähnlichen Fall habe eine Betreiberin im ostfriesischen Aurich einen Abrechnungsschaden von mehr als einer Million Euro verursacht. Seit mehr als einem Jahr können sich die Bürger kostenlos auf eine Corona-Infektion testen lassen. Seither sind an vielen Supermarkt-Parkplätzen oder in Apotheken Teststellen installiert worden.
Nach Angaben der KVN gibt es derzeit 3983 Teststellen im Land. Die meisten davon (2825) werden von so genannten „beauftragten Dritten“ betrieben. Außerdem unter anderem von Apotheken (720), Arzt-Praxen (109) oder von Rettungs- und Hilfsorganisationen (286). Das sagte Dr. Uwe Köster, stellvertretender Sprecher der KV Niedersachsen der „Ärzte Zeitung“. Aktuell prüfe die KVN 2.045 Abrechnungsakten von Teststellen, die ihr „durch den ÖGD/ Polizei/ StA bekannt gegeben wurden“, wie es hieß. Daneben sind der KVN weitere Rechnungen aus schätzungsweise 400 bis 500 Teststellen aufgefallen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte es die KV Niedersachsen vehement abgelehnt, grundsätzlich alle Teststellen überprüfen zu müssen. „Dazu haben wir weder die Zeit noch das Personal“, begründete Köster die Ablehnung. „Wir werden ausschließlich aufgrund von Hinweisen und Verdachtsfällen aktiv und strengen gegebenenfalls eine Plausibilitätsprüfung an.“ (cben)