Langzeitstudien
Gesundheitliche Folgen des SED-Unrechts sollen erforscht werden
Wie hat sich das Leben unter dem Druck des SED-Regimes auf die damaligen DDR- Bürger gesundheitlich ausgewirkt? Diese und weitere Fragen sollen in Langzeitstudien in Rostock geklärt werden.
Veröffentlicht:Rostock. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen des SED-Regimes in der früheren DDR sollen wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Rostock sucht für ein Verbundprojekt mit den Universitätskliniken Jena, Leipzig und Magdeburg derzeit Teilnehmer für drei Studien zum Thema.
Nach Überzeugung von Klinikdirektor Professor Carsten Spitzer ist das ganze Ausmaß der gesundheitlichen Folgen des SED-Regimes bis heute nicht bekannt. Aufschluss erhofft er sich von den Erfahrungen Betroffener für folgende Studien, deren Ergebnisse alle in Behandlungs- und Beratungsangebote einfließen sollen:
- Langzeitfolgen durch Zersetzungsmaßnahmen in der ehemaligen DDR: Diese Maßnahmen sollten damals einzelne Menschen oder Gruppen lähmen, desorganisieren und zersplittern – mit entsprechenden seelischen und körperlichen Folgen, unter denen Betroffene möglicherweise heute noch leiden. Die Ergebnisse der Studie sollen zur Aufarbeitung des Themas dienen, aber auch zur Sensibilisierung in der Gesellschaft beitragen. (Kontakt: anne.maltusch@med.uni-rostock.de)
- Langzeitfolgen des Leistungssports in der DDR: Hier geht es um Doping und um die allgemeinen Trainingsbedingungen. Frühere Leistungssportler, die über ihre Erfahrungen und ihren heutigen Gesundheitszustand sprechen wollen, können an der Studie teilnehmen. (Kontakt: eva.flemming@med.uni-rostock.de)
- Bindung und seelische Gesundheit ehemaliger Kinder in Wochenkrippen: Die umfassende, zum Teil auch am Wochenende stattfindende Betreuung in den Krippen in der DDR führte dazu, dass die Kinder wenig Zeit mit den Eltern verbringen konnten. „Wir wissen mittlerweile, dass die Erfahrungen im frühesten Kindesalter einen großen Einfluss auf das spätere Wohlbefinden haben“, sagte Spitzer. (Kontakt: wochenkrippe@uni-rostock.de) (di)