Bayern
Gesundheitsberufe fühlen sich bei Corona-Task-Force übergangen
In einem Beschwerdebrief an Ministerpräsident Söder monieren Vertreter der Gesundheitsberufe, bei der Corona-Task-Force außen vor gelassen zu werden.
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Aufsuchende Betreuung: Vor Corona kein Problem, für die Betreuung während der Pandemie aber vermissen Hebammen in Bayern „eindeutige Aussagen“ des Gesundheitsministeriums.
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München. In einem offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) hat die Gesundheitsfachberufekonferenz im Freistaat gefordert, diese Berufe in die Corona-Task-Force aufzunehmen.
Es sei „untragbar“, dass Pflegekräfte, Hebammen und Physiotherapeuten trotz des hohen Einsatzes und der „unverzichtbaren Arbeit“ in den Corona-Krisengremien nicht ausreichend vertreten seien, stellen Vertreter der drei Verbände in ihrem Schreiben fest. Sie sehen sich in wichtigen Punkten übergangen.
Die fehlende Beteiligung führe „zu bedenklichen Defiziten“ bei der Versorgungssicherung und -qualität und löse „erhebliche Irritationen“ bei Fragen von Versorgungspflichten der Fachberufe aus.
Bei Schutzausrüstung nicht bedacht
„Versorgungsbedarf speist sich nicht allein aus medizinischen Diagnosen“, betonen die Verbände in dem Schreiben, das der „Ärzte Zeitung“ vorliegt. Als Beispiel nennen sie die Versorgung der Berufsgruppen mit Schutzausrüstung. So habe der durch Experten festgelegte Verteilungsablauf nicht den Erfordernissen der Versorgungsrealität entsprochen.
„Neben der nachrangigen Beachtung sind große Bereiche der Versorgung, wie etwa die ambulante Pflege oder die freiberuflichen Hebammen, offenbar ‚vergessen‘ worden, was die rechtzeitige Bereitstellung und Verteilung von persönlicher Schutzausrüstung anbelangt“, so die Verbandsvertreter.
Als weiteres Beispiel nennen sie Fehler bei der Einschätzung systemrelevanter Berufe in Zusammenhang mit den Regeln zur Notbetreuung von Kindern. Aus ihrer Sicht war es ein Unding, dass Physiotherapie und andere therapeutischen Berufe in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht mitberücksichtigt seien.
Fehler bei Hebammenversorgung
Fehler seien auch bei der Hebammenversorgung unterlaufen. Dort hätten zu Beginn der Krise „eindeutige Aussagen“ des Gesundheitsministeriums zur aufsuchenden Betreuung von Schwangeren, Müttern und Familien und anderen möglichen Änderungen während der Pandemie gefehlt. Verunsicherungen und Ängste bei Schwangeren und Müttern seien die Folge gewesen.
Kritisiert wird in dem Schreiben zudem die Vorgehensweise bei der Testung von Gesundheitsfachpersonal im direkten Versorgungsgeschehen. Diese sei zu wenig einheitlich und erfolge zu selten, um zuverlässige Aussagen zu Infektionsverläufen bei dieser Personengruppe zu ermöglichen. Auch das Zeitfenster bis zur Mitteilung der Testergebnisse sei zu lang.
Verbunden wird die Kritik mit dem Appell, gemeinsam Schritte festzulegen, die eine Beteiligung der Gesundheitsfachberufe in allen Fragen der Versorgung sichern. (bfe)