„Childhood-Haus Hamburg“
Hamburg bekommt ein Kompetenzzentrum für Kinderschutz
Der Hamburger Senat stellt zusammen mit der World Childhood Foundation die Betreuung und Beratung von gefährdeten Kindern in einem Zentrum neu auf.
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Kinder brauchen einen besonderen Schutz. In Hamburg wird es bald ein Kompetenzzentrum für Kinderschutz geben.
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Hamburg. Hamburg bekommt ein Kompetenzzentrum für Kinderschutz. Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeuge von Misshandlungen, sexualisierter Gewalt oder Vernachlässigung geworden sind, können hier künftig untersucht, befragt und beraten werden.
Das Zentrum soll unter Trägerschaft des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und in Zusammenarbeit mit der World Childhood Foundation sowie dem Hamburger Senat entstehen und am 6. Dezember als „Childhood-Haus Hamburg“ eröffnet werden.
Das bisherige Kinderkompetenzzentrum des Instituts für Rechtsmedizin geht in das Childhood-Haus über. Im neuen Zentrum in der Hoheluftchaussee sollen Ärzte, Sozialpädagogen und Psychologen mit Personal aus Jugendämtern, Polizei und Justiz unter einem Dach und in kindgerechter Atmosphäre zusammenarbeiten.
Fast 850 Untersuchungen im Jahr 2020
Bislang wurden Kinder, die Opfer oder Zeuge einer Gewalttat wurden, im Kinderkompetenzzentrum des Instituts für Rechtsmedizin des UKE durch speziell geschultes Personal untersucht. Im Jahr 2020 waren dies fast 850 Untersuchungen von Kindern, deren Alter vom Säugling bis zum 18. Lebensjahr reichte. Die Gespräche mit den Familien, die Befragungen der Kinder und die Aufarbeitung der Geschehen erfolgten bisher an anderen Stellen.
„Für alle Beteiligten ist es das oberste Ziel, eine Retraumatisierung der Kinder zu vermeiden und die Untersuchungsprozesse so kinderfreundlich und effizient wie möglich zu gestalten“, sagte Professor Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE zur bevorstehenden Einweihung des neuen Zentrums, das laut UKE nur durch die Unterstützung und Kooperation der verschiedenen Hamburger Behörden und Bezirke in der Hansestadt realisiert werden kann.
„Zusammenarbeit im Childhood-Haus wird intensiviert“
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) betonte die Notwendigkeit, dass bei einer möglichen Kindeswohlgefährdung alle Beteiligten „sehr aufmerksam hinsehen und den Schutz der Kinder allen Anforderungen voranstellen“ müssten.
„Es besteht in Hamburg bereits ein sehr gutes Kinderschutznetzwerk. Wir freuen uns daher umso mehr, dass mit dem Childhood-Haus-Konzept nun noch ein weiterer Mehrwert für die Fachkräfte in der interdisziplinären Zusammenarbeit und Koordination im Alltag geschaffen werden kann“, sagte Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland und selbst Kinderschutzmedizinerin.
„Unsere Erfahrungen zeigen, dass nicht nur die Zusammenarbeit im Childhood-Haus intensiviert wird, sondern auch dringend benötigte Ressourcen geschaffen werden für die direkte Arbeit mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen, sodass sie gestärkt aus dem Prozess herausgehen können.“
Die World Childhood Foundation, gegründet von Königin Silvia von Schweden, initiiert bundesweit Childhood-Häuser nach dem skandinavischen Barnahus-Konzept.