Praxisöffnungszeiten
Vorschlag der Vier-Tage-Woche: Brandenburger Ärztevertreter sind uneins
Der Virchowbund hat Vertragsärzte zur Vier-Tage-Woche aufgerufen. Die Idee stößt beim Brandenburger Hartmannbund auf Zustimmung. KV und Gesundheitsministerin Nonnemacher sind dagegen.
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Bei den einen geht der Daumen hoch, bei den anderen runter: Dem Hartmannbund Brandenburg gefällt die Idee einer Vier-Tage-Woche für Vertragsärzte – der KV nicht.
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Rathenow/Potsdam. Brandenburgs Hartmannbund unterstützt einen Vorschlag des Virchowbundes, Arztpraxen nur noch an vier Tagen pro Woche zu öffnen, und den fünften Tag als Fortbildungstag zu nutzen. Das sagte der Landesvorsitzende des Hartmannbundes, der Rathenower Allgemeinmediziner Hanjo Pohle, am Donnerstag.
Allerdings sollten Akutfälle am Fortbildungstag nicht vom Bereitschaftsdienst der KV, sondern von regionalen Verweispraxen betreut werden. Für die Patienten hätte das den Vorteil, dass nicht bei jedem Problem eine weit entfernte Bereitschaftsdienstpraxis aufgesucht werden müsse.
„Notbremse ziehen“
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Praxen am wirtschaftlichen Limit
„Ein weiter so kann es jedenfalls nicht geben“, macht der Rathenower Allgemeinmediziner klar. „Die Vier-Tage-Woche würde zur Sicherung der Existenz vieler Praxen und MVZ beitragen, da unter den jetzigen Bedrohungslagen wie Energieverteuerung, steigenden MFA-Gehältern und der allgemeinen Teuerungsrate ein enormer Wegfall von Versorgungsleistungen droht.“ Viele Praxen gerieten an ein wirtschaftliches Limit, unter dem sie nicht weiterarbeiten können.
Eine Vier-Tage-Woche würde die Kosten stabilisieren und Versorgung langfristig sichern. „Die jahrelange geringe Wertschätzung und die chronische Unterfinanzierung eines Gesundheitssektors, welcher über 80 Prozent aller Versorgungsleistungen an unseren Patientinnen und Patienten erbringt und somit mehr als nur systemrelevant ist, ist nicht spurlos an der niedergelassenen Ärzteschaft vorbeigegangen“, so Pohle.
Im Widerspruch zum Sicherstellungsauftrag der KV
Brandenburgs neue KV-Chefin Dr. Catrin Steiniger hingegen lehnt die vom Virchowbund vorgeschlagene Vier-Tage-Woche für ambulante Arztpraxen ab. „Mit dem budgetierten Finanzierungssystem, den explodierenden Praxiskosten und der überbordenden Bürokratie weist der Virchowbund auf drängende Probleme der ambulanten Medizin hin“, sagte Steiniger der Ärzte Zeitung. Eine Vier-Tage-Woche könne jedoch nicht die Lösung sein. Sie würde dem Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen widersprechen.
Steiniger wies zudem den Vorschlag zurück, dass sich akut erkrankte Patienten am Schließtag der Praxen an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen wenden sollten. Die Rufnummer 116117 sei nicht dafür ausgelegt, die Versorgung an einem gesamten Werktag zu organisieren. „Vielmehr ist die Politik gefordert, endlich faire und verlässliche Regelungen für die Kolleginnen und Kollegen zu schaffen“, sagte Steiniger. „Dazu zählt beispielsweise die Entbudgetierung unserer Arbeit.“
Auch Nonnemacher ist dagegen
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) lehnt den Vorschlag ebenfalls ab. „Wir sehen, dass die niedergelassenen Ärzte in der Krise leiden“, sagte Nonnemacher. Die niedergelassenen Ärzte und die KVen hätten aber einen klaren Versorgungsauftrag.
Eine Einschränkung der Praxiszeiten auf vier Tage würde nur dazu führen, dass noch mehr Patienten in die ohnehin schon überlasteten Notaufnahmen kämen, so Nonnemacher. Deswegen sei dieser Vorschlag am Ende nicht sinnvoll. (lass)