Mecklenburg-Vorpommern
Hausärztin kommt per Video ins Pflegeheim
Not macht erfinderisch: Weil sich im Örtchen Boock kein Hausarzt mehr für die Versorgung von Pflegeheimbewohnern findet, gibt es nun einmal in der Woche eine Videoschalte.
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Pilotprojekt: Im Pflegeheim in Boock testen Bewohner und Pflegekräfte, wie gut die Versorgung per Videosprechstunde funktioniert.
© shangarey /stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
Boock/Friedland. Eine wohnortnahe ambulante Versorgung wird in manchen Regionen künftig nur noch schwer möglich sein. Ob eine Videosprechstunde Engpässe für Pflegeheimbewohner in abgelegenen Gebieten abmildern kann, testet die AOK Nordost seit Anfang Oktober in Mecklenburg-Vorpommern.
Für die körperlich oder geistig schwer beeinträchtigten Bewohner des Pflegeheims „Hanna Simeon“ in Boock (Landkreis Vorpommern-Greifswald) ist eine regelmäßige hausärztliche Betreuung unerlässlich.
Auch für die Pflegekräfte in dem Haus kurz vor der polnischen Grenze ist es wichtig, bei Fragen unkompliziert ärztlichen Rat einholen zu können. Bislang wurde dies über eine Hausärztin aus der Region gewährleistet, die aber in den Ruhestand gegangen ist.
Keine Praxis in der Nähe gefunden
Weil sich nach Angaben der AOK Nordost in der direkten Umgebung keine andere Praxis für die Heimbetreuung fand, entschlossen sich Pflegeheim und Krankenkasse zu einem Pilotprojekt mit Videosprechstunde. Ärztliche Partnerin für das Projekt ist die hausärztlich tätige Internistin Monique Salchow-Gille mit Praxissitz in der Kleinstadt Friedland, die eine volle Autostunde entfernt liegt.
Einmal wöchentlich bietet Salchow-Gille die Sprechstunde per Video an. Der Ärztin ist zwar bewusst, dass sie mit der Videosprechstunde den persönlichen Kontakt zu den Patienten nicht ersetzen kann.
„Aber sie eignet sich ergänzend gerade im ländlichen Raum sehr gut, um Fragen zu beantworten, eine erste Einschätzung bei akuten Problemen zu geben oder den Verlauf des Heilungsprozesses beispielsweise bei chronischen Wunden zu kontrollieren“, sagte Salchow-Gille.
Im Bedarfsfall könne sie dann zügig Schritte einleiten. Marek Rydzewski, Bereichsleiter Versorgungsmanagement bei der AOK Nordost, sagte zu der Vereinbarung: „Nur mit digitaler Unterstützung können wir auch in Zukunft allen Versicherten eine bedarfsgerechte wohnortnahe Versorgung bieten. Mit dem Piloten testen wir jetzt, ob die Videosprechstunde tatsächlich Engpässe in der hausärztlichen Betreuung von Pflegeheimen kompensieren kann und welcher Rahmenbedingungen es dafür bedarf.“
Projekte mit weiteren telemedizinischen Elementen
Andere Projekte gehen schon über die reine Videosprechstunde hinaus. Wie berichtet startete im vergangenen Jahr im schleswig-holsteinischen Burg in Dithmarschen ein Pilotprojekt, bei dem auch Blutdruck- und Pulsmessung, EKG, Spirometrie und Otoskopie per Telemedizin in die betreuende Praxis übertragen und aus der Distanz ärztlich beurteilt werden. Allerdings sind die dortigen Distanzen zwischen Praxen und Pflegeheim geringer.