Klimawandel

Hessen will Gefährdete mit Hitzeaktionsplan schützen

Der heiße Sommer 2022 hat erneut zu hoher hitzebedingter Übersterblichkeit in Hessen geführt. Jetzt sollen die Menschen besser geschützt werden – auch mit Hilfe der Ärzteschaft.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Sozialminister Kai Klose stellt mit HAGE-Geschäftsführerin Katharina Böhm (links) und Ministeriumssprecherin Alice Engel im Landtag den Hessischen Hitzeaktionsplan vor.

Sozialminister Kai Klose stellt mit HAGE-Geschäftsführerin Katharina Böhm (links) und Ministeriumssprecherin Alice Engel im Landtag den Hessischen Hitzeaktionsplan vor.

© Christoph Barkewitz

Wiesbaden. Hessen will seine Bürger angesichts immer heißerer Sommer vor den Folgen extremer Hitze schützen. Dies soll mit einem Hitzeaktionsplan auf Landesebene erfolgen, der wiederum Basis für kommunale Hitzeaktionspläne sein soll.

„Hitze ist eine gesundheitliche Bedrohung“, sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Donnerstag in Wiesbaden. Die Zahl der Hitzetage nehme zu, einhergehend mit zunehmender hitzebedingter Übersterblichkeit. Besonders gefährdet seien Ältere, Kranke, Pflegebedürftige, Behinderte, Säuglinge, Schwangere und Obdachlose.

Er nannte drei übergeordnete Ziele des Plans: Er solle die negativen Folgen von Hitze und UV-Strahlung auf die Gesundheit der Bevölkerung vermindern, die Menschen bei der Anpassung an die Klimaveränderung unterstützen und die Einschränkungen der Lebensqualität durch Hitze möglichst gering halten.

Keine unmittelbaren Verpflichtungen

Dazu listet der Plan laut Minister Maßnahmen des Landes auf, Empfehlungen an die Kommunen, allgemeine Informationen zu hitzebedingten Problemen, Best-Practice-Beispiele, Fördermöglichkeiten und verweist auf bereits bestehende Strukturen. Unmittelbare Verpflichtungen sind nicht mit dem rund 50-seitigen Papier verbunden.

Erarbeitet hat das Werk eine Arbeitsgruppe aus rund 15 Institutionen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Umweltbereich sowie den kommunalen Spitzenverbänden. Die Beschäftigten des Gesundheitswesens werden wegen ihres Kontakts zu gefährdeten Menschen als zentrale Akteure und Multiplikatoren von Hitzeaktionsplänen aufgeführt. Deshalb seien auch Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Krankenhausgesellschaft und Landesapothekerkammer in der Arbeitsgruppe vertreten gewesen, sagte Klose.

Kooperation mit Ärztekammer und KV

Zusammen mit Kammer, KV und Krankenhausgesellschaft sollen jedes Jahr vor dem Sommer gemeinschaftliche Informationsschreiben versandt werden mit Empfehlungen zum Umgang mit Hitze und UV-Strahlung für Beschäftigte in Kliniken und Arztpraxen. Die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer hatte bereits im vergangenen November die Landesregierung und die Gesundheitsämter aufgefordert, flächendeckende Hitzeaktionspläne zu erstellen.

Als Grundlage für den Plan nannte Klose die „Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit“ des Bundesumweltministeriums, die wiederum auf Empfehlungen der WHO basieren. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hatte im Oktober 2020 bereits eine Fünf-Jahres-Frist ausgerufen, bis zu der die Kommunen Hitzeaktionspläne erarbeiten sollten.

Erster Aktionsplan auf Landesebene

Das bisherige Ergebnis ist überschaubar. Tatsächlich ist Hessen laut Ministerium das erste Bundesland, das einen solchen Plan überhaupt auf Landesebene vorlegt. Bremen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin wollen demnach in diesem und nächsten Jahr folgen.

Zwar gebe es in zahlreichen Kommunen Einzelmaßnahmen wie Wasserspender, Zugang zu kühleren oder schattigen Plätzen oder Klimakarten, sagte Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAGE). Tatsächlich sei aber die Stadt Offenbach die einzige ihr bekannte Kommune mit einem wirklichen Hitzeaktionsplan.

Mehr zum Thema

Prozessauftakt

Kind stirbt nach Narkose beim Zahnarzt: Anästhesist übernimmt Verantwortung

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Corona-Pandemie

Lockdowns: Ein hoher Preis für den Nachwuchs

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Forscher geben Entwarnung: Handys führen nicht zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

© DragonImages / stock.adobe.com

Zeitreihenanalyse

Studie: Handynutzung erhöht das Krebsrisiko nicht

Akute Atemwegssymptome – wieviel trägt die Luftverschmutzung bei? (Symbolbild mit Fotomodell)

© Sofiia / stock.adobe.com

Respiratorische Symptome

Mehr Luftverschmutzung, mehr Antibiotika