Kritik des bayerischen Gesundheitsministers

Holetschek: Cannabis wird verharmlost

Der Landesgesundheitsminister wirft der Ampel-Koalition vor, die Risiken von Cannabis nicht ernstzunehmen. Zudem gebe es wichtigere Aufgaben als die Legalisierung dieser Droge.

Veröffentlicht:

München. In der Debatte um die Legalisierung von Cannabis hat der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) Bundeskanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) vorgeworfen, die Risiken zu verharmlosen. „Ich beobachte den Verlauf der Cannabis-Debatte mit großer Sorge. Der Bundeskanzler und der Bundesgesundheitsminister scheinen die mit dieser Droge verbundenen Gefahren nicht ernst zu nehmen. Aber die Wahrheit ist doch: Der Konsum von Cannabis bedeutet ein großes Risiko für die Gesundheit. Die Bundesregierung sollte ihren eingeschlagenen Kurs daher noch einmal überdenken“, sagte Holetschek der Deutschen Presse-Agentur.

„Zu den Risiken zählen neben der Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung negative Auswirkungen auf das Gedächtnis sowie auf Lern- und Denkleistungen.“

Cannabis-Legalisierung – es gibt wichtigere Herausforderungen

Auch das Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Erkrankung sowie weiterer psychiatrischer Erkrankungen sei erhöht, mahnte Holetschek.

Zudem betonte der CSU-Politiker, es gebe derzeit Wichtigeres in der Gesundheitspolitik als Cannabis: „Der Bundesgesundheitsminister sollte seine Kraft besser für den rechtzeitigen Schutz der Menschen vor einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst und für die Pflege einsetzen.“

Bundeskanzler Scholz hatte am Sonntag in der ARD auf eine vorgelesene Zuschauerfrage reagiert: „Herr Scholz, wann Bubatz legal?“ Der Kanzler sagte zunächst „Hm?“, Nach einer Wiederholung der Frage antwortete er mit einem Schmunzeln, die Vorbereitung der Cannabis-Legalisierung sei jetzt im Gange. Das komme in dieser Legislaturperiode, das genaue Datum habe man noch nicht festgelegt.

„Bubatz“ ist ein Slang-Begriff für einen „Joint“, der vor allem in der HipHop-Szene verwendet wird. Bubatz steht auch als alternative Bezeichnung für „Gras“ oder „Weed“. (dpa)

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Kommentare
Dr. Detlef Bunk 06.07.202211:30 Uhr

Cannabislegalisierung? Ein großer Unsinn!

Ich kann mich aus psychotherapeutischer Sicht Herr Dr. Schätzler nahtlos anschließen. Zu welchem Zweck braucht unsere Gesellschaft neben Nikotin und Alkohol eine dritte legale Droge?
Trotz des unsachlichen Geredes über vermeintlich eingesparte Kosten der Drogenfahndung und mögliche Steuereinnahmen durch legalen Haschischverkauf entstehen unmittelbar zunehmende Belastungen des Gesundheits- und Sozialwesens. Den ausgefallen Beitrag für die Gesellschaft und die Arbeitswelt sowie die Gefährdungen anderer z. B. im Straßenverkehr durch realitätsgestörte Cannabiskonsumenten sind gar nicht abzuschätzen. Sie liegen sicherlich genauso hoch wie die gesellschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums.
Der einzige Vorteil der Cannabislegalisierung ist, dass sich die Kiffer nicht mehr politisch zu Wort melden und man sich nicht mehr mit ihren abwegigen subjektivistischen Argumenten auseinandersetzen muss.
Dr. phil. Detlef Bunk, Dipl. Psych., Psychotherapeut

Hans Christoph antwortete am 03.04.202320:30 Uhr

Holetschek: Cannabis wird verharmlost! In der Tat... total verharmlost.
Wer zahlt die Zeche? u.a. Polizeibeamte / Polizeibeamtinnen, die die Suppe auslöffeln müssen. Möglicherweise müssen dann Polizeibeamte auch noch eine Gärtnerlehre absolvieren, um die privaten Cannabispflanzungen kompetent zu überwachen, Eigenanbaumengen kontrollieren etc. Offensichtlich sind die massiven Folgen der Coronapandemie jetzt zuerst in Berlin (Dreierkoalition) sichtbar? Schluss mit diesen Hirngespinsten. PRO Senioren PAKT

Dr. Thomas Georg Schätzler 06.07.202207:51 Uhr

Das passt nicht zusammen?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will Eckpunkte für die geplante Cannabisfreigabe ab dem 18. Lebensjahr vorlegen. Das erklärte er beim Abschluss des Konsultationsprozesses zur Vorbereitung des Gesetzgebungsprozesses.

Seit Mitte Juni hatten in vier digitalen Expertenanhörungen mehr als 200 Fachleute aus Suchtmedizin, Sucht­hilfe, Rechtswissenschaften, Wirtschaft und Verbänden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Ländern, Kom­munen, Bundesministerien und Bundesbehörden über das geplante Gesetzesvorhaben diskutiert.

Doch niemand versteht die faktische Undurchführbarkeit einer Altersgruppen-Kontrolle.

Zugleich führt der steigende Konsum von Cannabis laut einem Bericht der Vereinten Nationen (Uno) zu einer zusätzlichen Belastung von Gesundheitseinrichtungen. In der Europäischen Union (EU) seien Hanf-Drogen die Ursache für rund 30 Prozent der Drogentherapien, hiess es im Jahresbericht des Uno-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien, der am Montag veröffentlicht wurde. In Afrika und manchen lateinamerikanischen Ländern stehe der größte Teil solcher Therapien im Zusammenhang mit Cannabis-Sucht.

Das immer stärkere Haschisch und Marihuana auf dem Markt hat laut UNODC zusammen mit regelmäßigem Konsum zu einem Anstieg von Sucht und psychischen Erkrankungen in Westeuropa geführt. In Nordamerika werde als Folge der Legalisierung von Cannabis ebenfalls mehr konsumiert – besonders unter jungen Erwachsenen. Ein wachsender Anteil an psychiatrischen Störungen und Suiziden stehe dort im Zusammenhang mit regelmässigem Gebrauch von Cannabis, hieß es in dem Bericht. Auch die Krankenhausaufenthalte nähmen zu. Das UNODC räumte ein, dass durch den legalen Verkauf dieser Drogen Steuereinnahmen gestiegen und die Zahl von Verhaftungen wegen Cannabis-Besitzes gesunken sind. (nach dpa und NZZ)

Die Freigabe-Regelungen sind unrealistisch, unkontrollierbar, erhöhen die Krankheitslast und gefährden Minderjährige.

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, Facharzt Allgemeinmedizin

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