Medibus in Schleswig-Holstein
Infektiologe: Im Bus lässt sich prima gegen Corona impfen
Nicht jedes Altenheim, hat geeignete Räumlichkeiten, in denen schnell viele Tests auf SARS-CoV-2 gemacht werden können. Und eins der beiden Impfzentren im Kreis Rendsburg-Eckernförde zu erreichen, ist auch nicht für jeden einfach. Der Einsatz des Medibusses leistet in diesen Fällen gute Dienste.
Veröffentlicht:Rendsburg. Wie erreicht man 272.000 Menschen mit Test- und Impfangeboten in einem Kreis, der fast so groß wie das Saarland ist? Der Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein begegnet dieser Herausforderung mit einem „DB Medibus“.
Corona-Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim: So schnell wie möglich müssen alle Bewohner und alle Mitarbeiter auf SARS-CoV-2 getestet werden. Die Räume der Einrichtung sind dazu nicht geeignet. Das Testteam muss seine Station im Keller des Heims aufbauen. Der Raum ist alles andere als optimal – aber kein Einzelfall. Wenn es schnell gehen muss, kommen die Einsatzteams auch mit widrigen Umständen zurecht: unbeheizte Container, zu wenig Platz, schlechte Lichtverhältnisse, kein Sichtschutz.
Buseinsatz bis Mai gesichert
Im Kreis Rendsburg-Eckernförde kann in solchen Fällen seit wenigen Tagen ein Medibus eingesetzt werden. Es ist einer von sieben Fahrzeugen dieser Bauart, die bundesweit im Einsatz sind. Er beinhaltet eine rollende Arztpraxis, in der auch getestet und geimpft werden kann.
Der Einsatz im Norden ist der erste als Test- und Impfzentrum in der Pandemiebekämpfung. Neben dem Fahrer sind drei medizinisch geschulte Personen an Bord. „Damit haben wir vor Ort bessere Bedingungen, wir können flexibel reagieren und bestehende Angebote ergänzen“, nennt Professor Stephan Ott die Vorteile des Fahrzeugs.
Den Leiter des Corona-Lagezentrums im Kreis Rendsburg-Eckernförde überzeugt insbesondere, dass der Bus als mobile Impfeinheit genutzt werden kann. Denn in dem großen Flächenkreis sind zwei Zentren in Büdelsdorf und Gettorf eingerichtet worden. Für Menschen an den Rändern des Kreises bedeutet das unter Umständen lange Fahrten.
Mit Hilfe des Busses kann der Kreis mit einem Impfangebot vor Ort sein. Ott kann sich vorstellen, dass damit in der zweiten Monatshälfte, wenn mehr Impfstoff vorhanden ist, begonnen wird. Später könne der Bus als ergänzendes Angebot neben den impfenden Praxen eingesetzt werden.
Bis Mai hat sich der Kreis den Bus zunächst gesichert. Derzeit ergänzt er die bestehenden Abstrichzentren in Containern. „Nicht jedem Bürger ist es möglich, schnell und unkompliziert eine Teststation zu erreichen. In diesen Situationen will der Kreis zu seinen Bürgern kommen“, teilte die Verwaltung mit. Andere Kreise sind bereits auf die flexiblen Einsatzmöglichkeiten aufmerksam geworden und haben sich in Rendsburg nach dem Bus erkundigt.
Der Medibus ist nur ein Beispiel für die schnelle und unbürokratische Art des Kreises, die Pandemie zu bekämpfen. Immer wieder wurden dort schnelle und unkomplizierte Lösungen geschaffen, die Corona-Tests ermöglichten – zuletzt kurz vor Weihnachten für junge Menschen, die sich vor dem Fest mit der Familie kostenlos testen lassen konnten.
Mit der Einrichtung eines Corona-Lagezentrums im vergangenen Jahr hat Landrat Dr. Rolf-Oliver Schwemer den Fachdienst Gesundheit entlastet. Mit rund 30 Mitarbeitern kümmert sich Ott seit Sommer 2020 um strategische Planung und Koordinierung, erstellt Lagebeurteilungen für die Kommunalpolitik, spürt Kontakten nach und vieles mehr. Seine Tätigkeit stimmt er mit dem Fachdienst Gesundheit ab, der zugleich in die Lage versetzt wird, den wichtigsten seiner originären Aufgaben nachzukommen. Auch kreisübergreifend erfolgt ein Austausch, den Ott sich aber intensiver vorstellen könnte. Nach seiner Wahrnehmung passiert vieles in der Pandemie-Bekämpfung noch unabgestimmt.
Vom ÖGD positiv überrascht
Der 51-Jährige Infektiologe war zuvor an Kliniken und dann niedergelassen tätig und kam erst mit Einrichtung des Corona-Lagezentrums in Rendsburg in den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), über dessen Arbeit er vorher wenig wusste – und Vorurteile hatte. Heute sagt er: „Tatsächlich muss man Verwaltung erstmal lernen. Ohne die Pandemie hätte ich den ÖGD und sein breites Aufgabenspektrum nicht kennengelernt. Ich kann mir gut vorstellen, in diesem Bereich zu bleiben.“
Wie lange der Medibus im Norden im Einsatz bleiben wird, steht noch nicht endgültig fest. Bis Ende Mai läuft der derzeitige Vertrag. Die Miete ist nach Auskunft des Unternehmens abhängig von Zweck, Vertragsdauer und Einsatzgebiet. Zwar sind derzeit alle sieben Medibusse im Einsatz – ein Sprecher betonte aber auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“, dass weitere Busse umgewidmet oder umgebaut werden könnten.