Erkältungswelle
KV Berlin warnt: Ärztlicher Bereitschaftsdienst ist überlastet
Die vielen Erkältungsfälle führen zu einer großen Nutzung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Das hat weitreichende Folgen, warnt die Kassenärztliche Vereinigung Berlin.
Veröffentlicht:Berlin. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist am Limit angekommen, davor warnt die Kassenärztliche Vereinigung Berlin. Grund für die hohe Beanspruchung sei die aktuelle Erkältungswelle. „Ein hohes Aufkommen bei den Anrufenden, eine zunehmende Querauslastung mit Tätigkeiten wie zum Beispiel der Organisation von Krankentransporten und ja, auch krankheitsbedingte Ausfälle bei den Mitarbeitenden unserer Leitstelle führen dazu, dass wir einen hohen Belastungsstand erreicht haben“, sagt Vorstandsvorsitzende Dr. Burkhard Ruppert.
Akut Erkrankte bekommen unter der Nummer 116117 eine medizinische Ersteinschätzung durch die Mitarbeiter. Diese empfehlen den Anrufenden zu warten, bis die eigene Praxis wieder öffnet, mit einem Beratungsarzt in der Leitstelle zu telefonieren oder zu einer der elf KV-Notdienstpraxen zu gehen. Hausbesuche sind bei immobilen Patienten möglich. Notfälle werden an die Berliner Feuerwehr übergeben.
1000 Anrufe pro Tag
Allein am 6. Dezember habe es rund 1000 Anrufe gegeben. Lediglich 600 konnten aber von den Mitarbeitenden der KV-Leitstelle bearbeitet werden. 25 Prozent der Anrufenden haben als Grund für ihren Anruf einen grippalen Infekt angegeben. Auch die Wartezeit betrug mit 26 Minuten deutlich mehr als im Jahresdurchschnitt mit 15 Minuten. Hausbesuche waren ab 19 Uhr ausgebucht, nicht alle Patienten konnten deshalb behandelt werden. In der Zeit von 0.00 und 22.30 Uhr hat die KV am 6. Dezember von der Berliner Feuerwehr 163 Abgaben übernommen. Das ist eine Steigerung von ca. 200 Prozent gegenüber 2021.
Reduzierung des Bereitschaftsdienstes
Ab dem kommenden Jahr werde die KV Berlin aufgrund der Finanzierungslage den Bereitschaftsdienst reduzieren. Ab 1. Januar gibt es pro Schicht von Montag bis Freitag statt zwei nur noch einen Beratungsarzt. Zwei Beratungsärzte werden aber weiterhin pro Schicht am Wochenende eingesetzt. „Wir müssen die Reißleine ziehen, weil es seitens der regionalen Krankenkassen bisher keinen Willen gibt, dieses Angebot mitzufinanzieren“, sagt Ruppert. Die Kosten von rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr trägt die KV allein. Im Jahr 2021 musste die KV für die Gesamtkosten des Bereitschaftsdienstes ein Defizit von 4,4 Millionen Euro ausgleichen.
Bericht des Robert Koch-Instituts
Mehr Atemwegserkrankungen als bei schwereren Grippewellen
„Hier ist auch der Gesetzgeber in der Pflicht, endlich eine kostendeckende Finanzierung zu gewährleisten“, verlangt Ruppert. Von der Berliner Politik fordert er bei der geplanten Änderung des Rettungsdienstgesetzes eine zwingende Anpassung der Organisation der Krankentransporte. „Dafür ist das Land Berlin zuständig. Es kann nicht sein, dass unsere Leitstellen-Mitarbeitenden stundenlang nach Krankentransporten suchen und Patienten mit akuten Beschwerden in der Leitung warten müssen.“ (mas)