Hamburg

Kammer warnt Ärzte vor Teilnahme an Anti-Corona-Demo

In der Hansestadt ist für Samstag eine Großdemonstration auch gegen Maskenpflicht und Abstandsregeln geplant.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
An den vergangenen Wochenenden hat es bereits viele Protestaktionen der Initiative Querdenken gegeben. Am Samstag ist eine fünfstündige Aktion am Hamburger Jungfernstieg geplant.

An den vergangenen Wochenenden hat es bereits viele Protestaktionen der Initiative Querdenken gegeben. Am Samstag ist eine fünfstündige Aktion am Hamburger Jungfernstieg geplant.

© Ying Tang/NurPhoto/picture alliance

Hamburg. Die Initiative Querdenken 40 hat für Samstag, 15. August, zu einer Großdemonstration am Hamburger Jungfernstieg aufgerufen. Bei der für fünf Stunden angemeldeten Veranstaltung soll es auch um die Themen Maskenpflicht und Abstandsregelung gehen.

Der Vorstand der Ärztekammer Hamburg warnt ausdrücklich vor einer Teilnahme an der von ihm als „Antimaskendemonstration“ bezeichneten Veranstaltung.

Kammer appelliert an Hamburger: Nehmen Sie nicht teil!

„Halten Sie sich bitte weiterhin unbedingt an die einfachen AHA-Regeln – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Tun Sie das für sich, für Ihre Mitmenschen und für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen. Alle müssen dazu beitragen, dieses Virus in den Griff zu bekommen, und jeder und jede weiß mittlerweile, was auf dem Spiel steht, wenn wir das nicht schaffen“, sagten Kammerpräsident Dr. Pedram Emami und Vizepräsidentin PD Dr. Birgit Wulff, die beide an die Hamburger Bevölkerung appellieren, nicht teilzunehmen.

Zwar sei die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ein hohes Gut, aber: „Hier wird die irrige Meinung Einzelner zur Gefahr für viele.“ Emami und Wulff sehen es als „reales Risiko für neue Infektionen“, wenn Menschen dazu aufgerufen werden, ihre Masken nicht zu tragen und Abstandsregeln nicht zu beachten.

Kein Verständnis für Ärzte, die Corona verharmlosen

Als „besonders unverständlich“ bezeichnete es der Kammervorstand, dass sich auch Ärzte an solchen Protestveranstaltungen beteiligen und „dabei die dem ärztlichen Berufsstand zugeschriebene Kompetenz und Glaubwürdigkeit zur Verbreitung ihrer Privatmeinung nutzen, die nicht dem aktuellen medizinischem Wissensstand entspricht.“

Der Vorstand kündigte an, bei Mitgliedern der Hamburger Ärztekammer genau zu beobachten, ob es zu Verstößen gegen die Berufsordnung kommt. Ein solcher Verstoß könne etwa das Ausstellen falscher Atteste sein.

Querdenken 40 gibt sich liberal

In den vergangenen Monaten hatten Ärzte mehrfach aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen an vergleichbar umstrittenen Veranstaltungen im Bundesgebiet teilgenommen. Wie berichtet hatte in Mecklenburg-Vorpommern ein Vorstandsmitglied der dortigen Ärztekammer eine Mahnwache mit organisiert.

Die Initiative Querdenken 40 bezeichnet sich auf ihrer Website als „friedliche Bewegung, die Demokratie lebt, Meinungen zulässt und das Schubladendenken „Links/Mitte/Rechts“ ignoriert.“ Radikales, faschistisches, menschenverachtendes Gedankengut oder gewaltbereites Potenzial habe keinen Platz in dieser Bewegung, heißt es.

Erratum

In einer früheren Version über die Anti-Corona-Demonstration am Wochenende in Hamburg ist durch einen missverständlichen Satz im Vorspann ein falscher Eindruck über das Vorgehen der Hamburger Ärztekammer entstanden. Der Satz „Sollten Ärzte unter den Teilnehmern sein, will der Kammervorstand prüfen, ob gegen die Berufsordnung verstoßen wird“ ist nicht korrekt.

Richtig ist dagegen – wie im weiteren Text ausgeführt – dass der Kammervorstand genau beobachten wird, ob es innerhalb der Ärzteschaft zu Verstößen gegen die Berufsordnung kommt. Ein solcher Verstoß könne etwa das Ausstellen falscher Atteste sein. Hamburgs Ärztekammer legt Wert auf die Feststellung, dass der Vorstand die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit als hohes Gut selbstverständlich auch für Ärzte achtet. (di)

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Kommentare
Alexander Stetter 15.08.202004:42 Uhr

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