Versorgung „ausreichend sichergestellt“?
Kaum ambulante Palliativangebote für Kinder in Brandenburg
In Brandenburg existieren nur in Frankfurt (Oder) und in der Nähe von Berlin ambulante Versorgungsangebote für schwerstkranke Kinder und Jugendliche. Auch Hospize sind rar gesät. Das hat wohl auch wirtschaftliche Gründe.
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In Brandenburg fehlt es an Palliativcare-Angeboten für Kinder und Jugendliche, aber auch Hospize gibt es für diese Altersgruppe kaum.
© Fredrik von Erichsen / picture alliance
Potsdam. Fehlende Wirtschaftlichkeit behindert offenbar die Palliativmedizin sowie die Hospizarbeit für Kinder und Jugendliche in Brandenburg. Das geht aus der Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsabgeordneten Sabine Barthel hervor, die dieser Zeitung vorliegt.
Demnach gibt es insgesamt 17 Palliative Care Teams (PCT) im Land Brandenburg. Dabei handelt es sich um palliative Pflegedienste, die als Vertragspartner der Krankenkassen Leistungen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) zusammen mit speziell fortgebildeten Palliativärzten erbringen.
Allerdings bieten die meisten Dienste keine Versorgung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren an. Und nur in Frankfurt (Oder) gibt es nach Angaben des Ministeriums ein SAPV-Team, das sich auf die Versorgung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat.
Geringe Fallzahlen
Wie es in der Antwort des Ministeriums heißt, sei „nach Auskunft der AOK Nordost die Versorgung der palliativen Kinder und Jugendlichen in Brandenburg nach derzeitigem Stand ausreichend sichergestellt, da die Anzahl der zu Versorgenden sehr klein ist“. Im Berliner Umland sei zudem ein Kinder-SAPV-Team aus Berlin tätig, da die Patienten dort ohnehin an der Berliner Charité behandelt würden.
An anderer Stelle wird in der Antwort indes deutlich, dass die im eher weitläufigen Flächenland Brandenburg nur geringen Zahlen palliativ zu versorgender Kinder und Jugendlicher auch zu Problemen bei der Wirtschaftlichkeit solcher Angebote führen: „Nach Auskunft der AOK Nordost wird der Bedarf für den Aufbau eines eigenständigen Kinder-SAPV-Teams in Brandenburg (ohne Anbindung an ein PCT für Erwachsene, wie bei PCT Frankfurt (Oder)) aufgrund der geringen Fallzahl von Betroffenen und somit bestehender Unwirtschaftlichkeit gemäß Paragraf 12 SGB V derzeit nicht gesehen“, heißt es in der Antwort. „Darüber hinaus stehen Fachkräfte, insbesondere im palliativmedizinischen Bereich, nicht ausreichend zur Verfügung.“
Auch Hospize für Kinder und Jugendliche gibt es kaum
Ähnlich ist die Situation demnach auch bei stationären Kinder- und Jugendhospizen. Bislang gibt es in Brandenburg nur eine derartige Einrichtung in Burg (Spreewald). „Im Rahmen der Diskussion über flächendeckende Angebote zur Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Kindern und Jugendlichen sind Aspekte wie Standort, Nachfrage und Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen“, heißt es von Seiten des Gesundheitsministeriums.
„Bei etwa 1300 lebenslimitiert erkrankten Kindern (bis zum Alter von 17 Jahren) im Land Brandenburg ist ein wirtschaftlicher Betrieb flächendeckender stationärer Hospizangebote schwierig.“
Appell an ehrenamtliches Engagement
Unterdessen sprach sich die Lübbenauer CDU-Abgeordnete Roswitha Schier, die auch pflegepolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, für einen stärkeren Ausbau ehrenamtlicher, ambulanter Hospizdienste auch für Kinder und Jugendliche aus. „Die ambulanten Pflegedienste im Land sind am Limit“, sagte Schier.
Deswegen müsse man sich überlegen, ob nicht stärker auch unterstützend tätige, ehrenamtliche Strukturen geschaffen werden sollten. Generell müsse das Thema Tod und Sterben stärker in die Gesellschaft zurückgeholt werden.