Baden-Württemberg

Kurswechsel: Kontaktverfolgung im Ländle nicht mehr zentral

Gesundheitsämter in Baden-Württemberg sollen die flächendeckende Verfolgung von Corona-Fällen aufgeben. Die Landkreise befürworten den Plan des Sozialministeriums.

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Verfolgung von Kontaktpersonen eines mit dem Coronavirus Infizierten: Dieser Job vieler Mitarbeiter in Gesundheitsämtern soll in Baden-Württemberg nun in den Hintergrund treten.

Verfolgung von Kontaktpersonen eines mit dem Coronavirus Infizierten: Dieser Job vieler Mitarbeiter in Gesundheitsämtern soll in Baden-Württemberg nun in den Hintergrund treten.

© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Stuttgart. Nach Nordrhein-Westfalen plant auch Baden-Württemberg, künftig auf die massenhafte Kontaktverfolgung bei Corona-Fällen zu verzichten.

Das würde bedeuten, dass etwa die Besucher von Gaststätten, Kinos oder Museen demnächst nicht mehr ihre persönlichen Daten hinterlegen müssten, etwa mit Hilfe der Luca-App oder handschriftlich.

Das Gesundheitsministerium in Stuttgart bestätigte am Mittwoch einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, wonach das Land hier einen Strategiewechsel vorbereite. Bisher waren die Daten nötig, damit die Gesundheitsämter bei einem Corona-Fall etwa die Nebensitzer aufspüren können.

„Wir wollen die Kräfte konzentrieren“

Die Lage habe sich insofern geändert, „als dass es eine zunehmende Zahl von Geimpften und Genesenen gibt“, erklärte ein Ministeriumssprecher. „Wer geimpft oder genesen ist, muss in aller Regel – auch wenn er oder sie Kontaktperson ist – nicht in Quarantäne.“ Künftig sei das Ziel: „Wir wollen die Kräfte auf eine intelligente Schwerpunktnachverfolgung von herausragenden Ereignissen konzentrieren.“

Das Ministerium bereite eine Aktualisierung der entsprechenden Verordnung zur Quarantäne vor. Wenn das Konzept fertig sei, werde sich die Landesregierung in einer ihrer nächsten Sitzungen in den kommenden Wochen damit beschäftigen.

Klar sei aber auch: „Eine Absonderungspflicht ist weiterhin vorgesehen für nicht geimpfte oder genesene Haushaltsangehörige.“ In NRW müssen Besucher von Kneipen oder Restaurants demnach schon seit Freitag keine Daten mehr hinterlegen.

Beifall vom Landkreistag

Der Landkreistag Baden-Württemberg begrüßte die Neuorientierung. „Die Landkreise sprechen sich schon seit einiger Zeit für eine entsprechende Kurskorrektur aus“, sagte dessen Hauptgeschäftsführer Alexis von Komorowski.

Die Kontaktpersonen-Nachverfolgung herkömmlicher Prägung sollte „sehr kurzfristig“ beendet werden, damit die Gesundheitsämter wieder verstärkt „zurückgestellten Aufgaben“ nachgehen könnten. Von Komorowski nannte als Beispiele die Kinder- und Jugendgesundheit, medizinische Begutachtungen und die Trinkwasserüberwachung. (dpa/fst)

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