Therapieplätze

Lange Wartezeiten bei Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Holstein

Therapieplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind rar in Schleswig-Holsteins Kliniken. Weiteren Aufschluss über die Situation geben neue Informationen des Gesundheitsministeriums. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krankenhausplanung sind noch offen.

Von Wolfgang Schmidt Veröffentlicht:
Therapieplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind dünn gesät in Schleswig-Holsteins Kliniken. Hier das Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH in Kiel.

Therapieplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind dünn gesät in Schleswig-Holsteins Kliniken. Hier das Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH in Kiel.

© Axel Heimken/dpa

Kiel. Kinder und Jugendliche müssen auf eine psychiatrische Behandlung in einer Klinik in Schleswig-Holstein oft lange warten.

Wie aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Heiner Dunckel und Bernd Heinemann hervorgeht, beträgt die Wartezeit für eine tagesklinische Versorgung häufig sechs Monate.

Im Westküstenklinikum Heide sind es zwei bis drei Monate, in der Vorwerker Fachklinik Lübeck bis zu zwölf Monate. Die Angaben beziehen sich auf Juni 2020. Für das Klinikum Itzehoe wurde keine Wartezeit angegeben.

Notfälle werden sofort versorgt

Für den stationären Bereich lassen sich dem Ministerium zufolge keine Wartezeit nennen, da diese sehr stark schwankten. Notfälle würden sofort aufgenommen.

„Die Antwort zu unserer Anfrage macht deutlich, dass der Bedarf psychischer und psychiatrischer Behandlungen schon ohne eine umfassende psychische und psychiatrische Corona-Analyse bei Kindern und Jugendlichen erheblich ist“, kommentierte der SPD-Politiker Heinemann. „Wartezeiten von sechs Monaten und mehr sind schon bisher an der Tagesordnung.“ Aktuelle Belastungen infolge der COVID-Pandemie nähmen zu und wirkten sich erst nach und nach aus.

Im Land bieten dem Ministerium zufolge fünf Kliniken beziehungsweise Fachabteilungen eine stationäre Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an. Darüber hinaus gebe es vier Tageskliniken für diesen Bereich an allgemeinversorgenden Krankenhäusern ohne stationäres Angebot. Die Zahl der stationären Behandlungsplätze sei seit 2016 um sieben Prozent von 244 auf 261 Betten gestiegen. Die Zahl der teilstationären Plätze habe sich um 17 Prozent auf 196 erhöht.

Ausbau der Kapazitäten

Offen ist für das Ministerium noch, inwieweit die Pandemie den Bedarf verändert. „Seriöse Abschätzungen, die Grundlage für krankenhausplanerische Aktivitäten sein könnten, liegen derzeit noch nicht vor“, heißt es dazu. „Es ist jedoch davon auszugehen, dass nicht jede Störung, die sich in oder durch die Corona-Pandemie entwickelt hat, psychiatrisch behandlungsbedürftig ist.“

Dennoch sollen Kapazitäten ausgebaut werden. Neue Stationen beziehungsweise Plätze sind unter anderem in Kiel, Lübeck, Itzehoe und Neumünster geplant.

„Drehtüreffekt“ vermeiden

Aus Ministeriumssicht ist der Umgang mit potenziell traumatisierten Kindern und Jugendlichen an der Schnittstelle von stationärer Jugendhilfe und stationärer Psychiatrie nicht befriedigend geregelt. Immer wieder würden „schwierige“ Kinder und Jugendliche von ihren Betreuungseinrichtungen in Psychiatrien „abgegeben“, weil die Betreuer mit ihnen nicht mehr zurechtkämen.

Die Psychiatrien diagnostizierten dann häufig keine stationär zu behandelnde Erkrankung, so dass die Kinder und Jugendlichen nach kurzem Aufenthalt wieder zurück in die Einrichtungen kämen. Ein Projekt mit vier Krankenhäusern solle diesem „Drehtüreffekt“ begegnen und unnötige Einweisungen in die stationäre Psychiatrie vermeiden. (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Was tun, wenn der Therapieplatz auf sich warten lässt?

© portishead1 | Getty Images (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionen bei Kindern

Was tun, wenn der Therapieplatz auf sich warten lässt?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Diagnostik: Frühjahrsmüde oder doch schon eine Depression?

© LuckyBusiness | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Ständig müde

Diagnostik: Frühjahrsmüde oder doch schon eine Depression?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

© Bayer Vital GmbH

Die Springer Medizin App

Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Primäre Endpunkte LPS und WASO der Zulassungsstudien

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [7]

Chronische Insomnie

Langfristig besser schlafen mit Daridorexant

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH,
Abb. 1: CFTR-Funktion und klinischer Phänotyp: Die klinischen Symptome der Mukoviszidose nehmen mit Zunahme der CFTR-Funktion ab.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [12]

Mukoviszidose

Biomarker der CFTR-Funktion korrelieren mit klinischen Endpunkten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?