Dokumentation abrüsten
Niedersachsens Sozialministerin Behrens will Ärzte von Bürokratie befreien
Fast die Hälfte ärztlicher und pflegerischer Arbeitskraft geht für Dokumentation drauf, bemängelt die niedersächsische Sozialministerin Behrens. Daher starte ihr Bundesland in Abstimmung mit dem Bund ein Modellprojekt zur Entbürokratisierung, kündigt die SPD-Politikerin an.
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„Jede neue Qualitätsanforderung schafft neue Dokumentationspflichten“: Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD).
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Berlin. Qualitätssicherung im Gesundheitswesen gilt als notwendiges, aber auch bürokratisches und Zeit fressendes Übel. Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach hat nun angekündigt, diese Aufwände verschlanken zu wollen.
„360 Qualitätsindikatoren erheben und auswerten zu müssen, ist vor Ort berechtigter Anlass zur Kritik“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagvormittag zur Eröffnung der 13. Qualitätssicherheitskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Berlin.
„Das ist verrückt“
Künftig sollten Stichproben und die Nutzung bereits vorhandener Daten stärker in den Blick genommen werden, so Lauterbach. Die Übergänge zwischen ambulanter und stationärer Versorgung verdienten dabei besonderes Augenmerk.
Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) berichtete, in Absprache mit Lauterbach im kommenden Jahr ein Modellprojekt zur Entbürokratisierung starten zu wollen. „Jede neue Anforderung an Qualität schafft neue Dokumentationspflichten“, warnte Behrens.
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Schon heute fresse die Dokumentation knapp 50 Prozent der ärztlichen und pflegerischen Arbeitskraft im Krankenhaus auf. „Das ist verrückt“, wetterte Behrens. Auch der G-BA und der Medizinische Dienst müssten ein Interesse daran haben, an dieser Stelle abzurüsten.
Karin Maag, Unparteiisches Mitglied im G-BA, hob die grundsätzliche Bedeutung der Qualitätssicherung hervor. Sie sei im Gesundheitswesen ebenso essenziell wie in der Luftfahrt. „Wir wollen aus der Qualitätssicherung die Erkenntnisse gewinnen, was gut und was schlecht läuft, und wo es Verbesserungsbedarf gibt“, sagte die ehemalige Bundestagsabgeordnete. Nicht möglich sei es aber, zum Beispiel über Mindestmengen fehlende Strukturvorgaben vor Ort zu ersetzen. (af)