Studie mit schwer Erkrankten
Plasmaspende als Therapie bei COVID-19?
Plasmaspenden von genesenen COVID-19-Patienten könnten eine Möglichkeit sein, Schwerstkranke schnell zu versorgen. Auch in Deutschland sehen Ärzte eine Therapieoption und starten eine Studie.
Veröffentlicht:Shenzhen / Hannover. In einer kleinen chinesischen Fallserie mit fünf COVID-19-Patienten mit akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) führte die passive Immunisierung über Plasmaspende innerhalb weniger Tage zu einer deutlichen Besserung der Symptome. Von den fünf Patienten konnten drei mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden, zwei befinden sich in einem stabilen Zustand.
Das berichten die Forscher vom Shenzhen Third People’s Hospital (JAMA 2020; online 27. März). Die fünf Patienten im kritischen Zustand waren zwischen 36 und 73 Jahre alt, keiner von ihnen rauchte und vier hatten keine Vorerkrankungen.
Besserung innerhalb von drei Tagen
Alle Patienten hatten bereits mehrere Therapieversuche hinter sich. Trotz mehrerer antiviraler Behandlungen war die SARS-CoV-2-Viruslast weiterhin sehr hoch, sie litten an Fieber und einer schweren Pneumonie, die sich rapide verschlechterte. Ihr Oxygenierungsindex PaO2/FiO2 lag trotz Beatmung bei unter 300 mmHg und sie wurden mit Steroiden behandelt.
Alle fünf erhielten die passive Immunisierung, nachdem keinerlei Besserung eintrat, und zwar 10 bis 22 Tage nach ihrer Einlieferung in das Shenzhen Third People’s Hospital. Das Plasma stammte von fünf passenden COVID-19-Rekonvaleszenten, die seit zehn Tagen asymptomatisch waren und bei denen mehrere aufeinanderfolgende Tests auf SARS-CoV-2 negativ gewesen waren. 400 mL gereinigtes Blutplasma wurden dabei direkt auf die Intensivpatienten übertragen.
Schon innerhalb von drei Tagen zeigten sich erste Erfolge der passiven Immunisierung: Bei vier von fünf Patienten normalisierte sich die Körpertemperatur. Die Viruslast nahm ab, und nach zwölf Tagen war kein SARS-CoV-2 mehr nachweisbar. Im selben Zeitraum verschwand das ARDS bei vier Patienten, im Lungen-CT zeigte sich eine deutliche Besserung und innerhalb von 14 Tagen konnte die künstliche Beatmung bei drei Patienten beendet werden.
Eigenes Immunsystem wird angekurbelt
Zudem machte eine weitere Tatsache den Wissenschaftlern um Dr. Chenguang Shen Mut: Nach der Plasmaspende erhöhte sich die Zahl der Antikörper, das Immunsystem der Patienten scheint also zur Produktion eigener Antikörper angeregt worden zu sein.
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Die Forscher betonen, ihre Beobachtungen seien selbstverständlich mit Vorsicht zu betrachten: Zum Einen habe es keine Kontrolle gegeben. Zum Anderen erhielten die Patienten neben der Rekonvaleszenten-Plasmaspende weiterhin ihre Medikation – theoretisch könnte auch dies der Grund für die Besserung der Symptome sein. Dennoch sei die Plasmaspende eine Therapieoption bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten, die in weiteren Studien näher untersucht werden sollte.
Studie in Deutschland läuft an
Professor Axel Haverich und Professor Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) würden dem wohl uneingeschränkt zustimmen. In einem Video rufen die beiden Wissenschaftler bereits genesene COVID-19-Patienten dazu auf, sich zu melden und Blutplasma zu spenden, um damit schwer Erkrankte zu behandeln.
Blasczyk betont, beim Verabreichen von Blutplasma handle es sich um eine passive Immunisierung: „Wir gehen davon aus, dass die Wirkung etwa drei Monate anhält. Wir wollen aber versuchen. Schwerstkranken damit zu helfen und vor allem auch leicht Erkrankten, damit die nicht schwer erkranken.“ Auch Klinikpersonal und Risikogruppen könne eine Plasmaspende verabreicht, wenn genügend Material vorhanden sei. „Es ist eine Option zur Überbrückung, bis es eine Impfung gibt“, so Blasczyk.
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Angaben Haverichs zufolge haben sich bereits mehrere Rekonvaleszenten gemeldet, die derzeit auf ihre Eignung als Spender überprüft werden. Eine Voraussetzung ist etwa, dass die Probanden bereits vier Wochen genesen sind.
Wer bereits genesen ist und bei der Therapie anderer helfen will, kann sich telefonisch oder per Mail bei der MHH melden:
- Kostenlose Telefonnummer: 08 00-5325325
- E-Mail an RKP-Spende@mh-hannover.de