Kommentar zum ÖGD im Nordosten
Rückenwind benötigt, Vorbilder gesucht
Die Misere im ÖGD ist lange bekannt. Politischer Rückenwind und Ärzte, die von ihrem Beruf begeistert sind, könnten Abhilfe schaffen.
Veröffentlicht:Zu wenig Personal, Überalterung, hoher Krankenstand – und das alles bei steigenden Aufgaben und Erwartungen. Die Situation an vielen Gesundheitsämtern ist angespannt bis prekär. Deutlich wird dies nicht nur aus der Antwort der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns auf eine Anfrage aus dem Landtag.
Die Lücken und Probleme im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) sind seit Jahren bekannt, nicht nur bei den dort beschäftigten Ärzten. Politikern in Bund, Ländern und Kommunen war schon vor Corona bewusst, dass die personelle Ausstattung in den meisten Ämtern auf Kante genäht ist. Doch selbst in Regionen, die finanziell besser ausgestattet sind als der Nordosten, gelang das Gegensteuern nur partiell.
An vielen Stellschrauben muss gedreht werden
Damit sich etwas ändert, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Das Anheben der Gehälter auf Kliniktarif ist nur ein erster Schritt. Mehr junge Ärzte müssen über das breite Aufgabenspektrum im ÖGD informiert sein, sie müssen mehr Möglichkeiten zur Famulatur und zur Weiterbildung bekommen, sie brauchen mehr politischen Rückenwind, Wertschätzung von Kollegen aus anderen Tätigkeitsbereichen sowie der ärztlichen Institutionen und sie brauchen Vorbilder: Kollegen, die im ÖGD etwas erreichen, die von ihrer Tätigkeit begeistert sind und dies auch kommunizieren.
Klingt nach einer hohen Hürde. Eine ähnliche Dimension hatten die Probleme und das Image der Allgemeinmedizin vor mehr zehn Jahren. Die Hausärzte selbst haben maßgeblichen Anteil daran, dass die Probleme zwar nicht komplett beseitigt, wohl aber verringert werden konnten. Das könnte Ärzten im ÖGD Mut machen und als Vorbild dienen.
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