Selbst ist der Patient

SARS-CoV-2 nicht nur im Nasopharynx zuverlässig nachweisbar

Abstriche auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2, die von Patienten selbst abgenommen werden, liefern ähnlich gute Ergebnisse, als wenn das medizinische Personal sie durchführt. Das haben US-Forscher herausgefunden.

Von Christine Starostzik Veröffentlicht:
Nasenabstrich: In der Untersuchung nahmen die meisten Patienten erfolgreich selbst einen Abstrich vor.

Nasenabstrich: In der Untersuchung nahmen die meisten Patienten erfolgreich selbst einen Abstrich vor.

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Everett. In einer Pandemie sind professionelle Testkapazitäten zuweilen knapp. Ressourcensparend und sicherer für das medizinische Personal ist es, wenn unter Infektionsverdacht stehende Personen selbstständig Probenmaterial entnehmen.

Dass dies bei der SARS-CoV-2-Infektion weitgehend möglich ist, und auch Proben aus Bereichen jenseits des Nasopharynx brauchbare Testergebnisse liefern können, hat jetzt eine Untersuchung von Yuan-Po Tu von der US-amerikanischen Everett Clinic und Kollegen gezeigt (N Engl J Med 2020; online 3. Juni).

Proben von 530 Patienten wurden untersucht

In fünf ambulanten Zentren im Bereich Washington wurden 530 Patienten mit Symptomen einer Infektion der oberen Atemwege angewiesen, bei sich selbst Abstriche der Zunge, der Nasenschleimhaut und der mittleren Nasenmuschel abzunehmen. Anschließend nahm das medizinische Personal eine Probe aus dem Nasopharynx. Mittels RT-PCR wurde die Viruslast aus den verschiedenen Proben verglichen.

In den allermeisten Fällen stimmten die PCR-Resultate der Profi- und Patientenproben überein. Beim Vergleich von 501 parallelen Nasopharynx- und Zungenabstrichen fanden sich folgende Abweichungen: Bei fünf Patienten wurde im Nasopharynx SARS-CoV-2 nachgewiesen, aber im Zungenabstrich nicht, bei zwei Patienten war das Ergebnis umgekehrt.

Beim Nasenabstrich von 498 Personen waren drei Proben, die im Nasopharynx positiv waren, negativ, umgekehrt fand sich eine Abweichung. Die mittlere Nasenmuschel lieferte lediglich bei zwei von 504 Patienten ein negatives Ergebnis trotz Virusnachweis im Nasopharynx.

Tu und Kollegen errechneten gegenüber der professionellen Probenentnahme eine Sensitivität von 89,8 Prozent beim Zungenabstrich, von 94,0 Prozent beim Abstrich aus der Nase und von 96,2 Prozent beim Abstrich aus der mittleren Nasenmuschel.

Schutzausrüstung könnte eingespart werden

In der Pearson-Korrelation bestätigten die positiven r-Werte von 0,48, 0,78 und 0,86 den linearen Zusammenhang zwischen den Ergebnissen aus dem Nasopharyngealabstrich und den von den Patienten abgenommenen Proben.

Die ermittelten Zyklus-Schwellenwerte (Ct) der positiven Testergebnisse in der PCR deuten Tu zufolge eine möglicherweise höhere Viruslast in der mittleren Nasenmuschel gegenüber dem Nasopharynx an, während in den Nasenabstrichen ähnliche Virusmengen wie im Nasopharynx nachgewiesen wurden.

Die Untersuchung, so Tu, belege den klinischen Nutzen von Abstrichen der Zunge, der Nase und der mittleren Nasenmuschel, die von den Patienten selbst angefertigt würden. Auf diese Weise könne Sicherheitsausrüstung eingespart werden, zudem sei die Selbstentnahme für die Patienten angenehmer.

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