„Erhebliche Schwachstellen“
Sächsischer Ärztetag: Zehn Punkte für ein besseres Corona-Management
Entäuschung in Sachsen: Hinweise des letztjährigen Sächsischen Ärztetags habe die Politik im Freistaat ignoriert, so die Delegierten des aktuellen. Jetzt legen sie einen Zehn-Punkte-Plan zum besseren Management der Corona-Pandemie vor.
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Beim Umgang mit den Herausforderungen der Pandemie haben sich in Sachsen „erhebliche Schwachstellen“ gezeigt: Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer.
© LÄK Sachsen
Dresden. Der Sächsische Ärztetag will eigene Vorstellungen zur künftigen Pandemiebekämpfung in die Pläne des Freistaats einbringen. Die Delegierten des Ärztetags beschlossen zehn gesundheitspolitische Forderungen. Diese seien für die Bewältigung einer künftigen Gesundheitskrise essenziell, heißt es. Auch wenn Deutschland im Allgemeinen und Sachsen im Besonderen einigermaßen glimpflich durch die Pandemie gekommen sind, zeigen sich doch immer wieder erhebliche Schwachstellen beim Umgang mit der Situation“, sagte Kammerpräsident Erik Bodendieck. Diese zehn Punkte, so die Vorstellung des Ärztetags, sollten in den Pandemieplan des Freistaates Sachsen aufgenommen werden.
Zudem monieren die Delegierten, dass Anregungen, die der sächsische Ärztetag bereits im Juni 2020 aufgeworfen hatte, ohne Widerhall in der Politik geblieben seien. Damals hatten die Delegierten eine gründliche Evaluation im Hinblick auf die Frage gefordert, ob sich das deutsche Gesundheitssystem bewährt habe oder ob die marktwirtschaftliche Orientierung nicht der Daseinsfürsorge des Staates widerspreche.
Ärztetag hat früh vor den langfristigen Folgen gewarnt
Zudem hatte der letztjährige Ärztetag – unmittelbar nach dem ersten Lockdown – einen Fokus auf die langfristigen Folgen der Pandemie in der Gesellschaft angemahnt. Tatsächlich aber erschienen Themen wie häusliche Gewalt, Folgeerkrankungen oder psychische Belastungen erst viel später auf der Agenda der Politik. Zu den Lernerfahrungen, die der diesjährige sächsische Ärztetag anmahnt, gehört, den Regelbetrieb in Kliniken so wenig wie möglich einzuschränken. „Ein Verschieben beispielsweise von Tumoroperationen oder nachfolgenden Behandlungen darf nicht die Regel sein“, heißt es.
Hohe Aufmerksamkeit verlangen die Delegierten im Hinblick auf die „Kollateralschäden“ der Pandemie. So dürften Kitas oder Schulen nur dann geschlossen werden, wenn „Infektionsketten tatsächlich nur durch diese Maßnahme unterbrochen werden können“. Impfungen sollten möglichst rasch in die Primärversorgung von Vertrags- oder Betriebsärzten überführt werden. Für Impfzentren sehen die Delegierten nur noch „mittelfristig“ in einzelnen Großstädten eine Daseinsberechtigung. (sve)