Verlängerung, statt Lockerung
Söder sieht „Wiener Modell“ als Vorbild für Bayern
Trotz positiver Entwicklung bei den Corona-Statistiken sieht Bayerns Ministerpräsident Söder keine Veranlassung für eine schnelle Lockerung der Beschränkungen. Auch eine Maskenpflicht wie sie in Österreich Pflicht ist, hält er für denkbar.
Veröffentlicht:
Pressekonferenz am Dienstag in der Staatskanzlei: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsministerin Melanie Huml geben wenig Hoffnung für die baldige Lockerung der Corona-Maßnahmen.
© Peter Kneffel/dpa
München. Mit einer Anstiegsquote bei den Neuinfektionen von derzeit 4,8 Prozent und einer Verdoppelung von 8,6 Tagen zeichnet sich in Bayern ein positiver Trend ab, der nach Auffassung der Staatsregierung eindeutig darauf zurückzuführen, dass man früh Maßnahmen ergriffen habe.
„Das hängt ausschließlich mit den Beschränkungen zusammen“, meint Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Aber: Man solle sich angesichts solcher Entwicklungen keiner Täuschung hingeben, sagte er nach der Ministerratssitzung am Dienstag in München. „Wir sind noch lange nicht über den Berg.“
Schon am Montagabend hatte Söder im ARD-Interview angedeutet, dass die Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus nicht nach den Osterferien vorbei sein werden. In diese Richtung steuerten auch seine Aussagen am Dienstagnachmittag. Das Coronavirus sei kein „kurzer Gewittersturm“, der nach einem Platzregen schnell vorbei sei. Daher sei mit langfristigen Einschränkungen zu rechnen. Schon jetzt habe man in Bayern durch die rigiden Maßnahmen 50 .000 Infektionen und eine Vielzahl von Toten verhindern können, so seine Einschätzung. Söder: „Menschenleben gehen einfach vor Shopping-Touren.“
Herausforderung Altenpflege
Besondere Herausforderungen bereite die Lage im Bereich der Alten- oder Pflegeheime. Neben Material- und Personalmangel sei mittlerweile ein weiteres Problem hinzugekommen.
„In jedem zehnten Alten- oder Pflegeheim in Bayern sind bereits Bewohner oder Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden“, so Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. Daher müsse die Unterstützung in diesem Bereich noch einmal intensiviert werden.
Durch Material, aber auch durch Beratung vor Ort. Diese könne wichtig sein, wenn es um die Frage geht, wohin infizierte Bewohner verlegt werden können, damit die Infektionskette unterbrochen wird.
Österreich auf der Corona-Zeitachse drei Wochen voraus
Als Vorbild für die Vorgehensweise für Bayern nennt Söder Österreich, das auf der Corona-Zeitachse derzeit drei Wochen voraus liege. „Ich habe viel Sympathie für das ‚Wiener Modell‘“, stellte er fest. Was er damit meint, erklärt er im nächsten Satz ganz klar: Verlängerung, statt Lockerung.
Auch das Tragen von Mund-Nasen-Masken, wie es im Nachbarland inzwischen in Supermärkten Pflicht ist, hält er für eine geeignete Maßnahme zur Eindämmung der Epidemie. Wenig dagegen hält er von einer Einführung einer Corona-App zum Infektionsketten-Tracking als Zwangsmaßnahme für alle. Auf freiwilliger Basis dagegen schon, sagte Söder.