Corona-Lockdown
Spahn will „vorsichtige Schritte“ in die Normalität
Bei einem Besuch in Hessen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Landespolitikern über erste Lockerungsmaßnahmen nach den zahlreichen Corona-Verboten beraten.
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (von rechts), Landessozialminister Kai Klose, Kanzleramtschef Helge Braun und Ministerpräsident Volker Bouffier sprechen im Uniklinikum Gießen und Marburg vor der Intensivstation mit Krankenschwester Lena Müller (links) und Stationsarzt Björn Kemmering.
© Frank Rumpenhorst / dpa
Gießen/Wiesbaden. Bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten am Mittwoch über erste Schritte aus dem Corona-bedingten Lockdown in Deutschland beraten, machte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag ein Bild der Lage in Hessen. Dabei nahm er auch an einer Sitzung des sogenannten Corona-Kabinetts des Landes teil.
Schulstart besser mit Älteren?
Konkrete Schritte für Lockerungen in Hessen folgten daraus noch nicht, Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ließ danach allerdings einige Ansatzpunkte durchblicken.
So widersprach er der Empfehlung der Leopoldina, den Schulbetrieb zunächst wieder mit Grundschülern aufzunehmen. Er plädierte vielmehr dafür, mit den Abschlussklassen zu beginnen: Bei ältern Kindern und Jugendliche funktioniere der Appell Abstand zu halten sicher besser als bei Grundschülern.
Ein gemeinsames Vorgehen der Länder sei bei den Lockerungsmaßnahmen sicher wünschenswert, sagte Bouffier, nannte jedoch auch gleich Grenzen. So könnten unterschiedliche Anfangszeiten der Sommerferien möglicherweise zu unterschiedlichen Vorgehensweisen bei den Schulöffnungen führen.
Experten raten, Politiker entscheiden
Bundesgesundheitsminister Spahn sprach nach den bislang erreichten Erfolgen der Eindämmung von „vorsichtigen ersten Schritten in die Normalität“. Dazu gebe es viele Empfehlungen von Experten, am Ende müssten aber die gewählten politischen Vertreter die Entscheidungen treffen.
Dabei gelte, Gesundheit und Wirtschaft nicht gegeneinander auszuspielen – diese beiden Punkte bedingten vielmehr einander. Für Lockerungskriterien skizzierte Spahn folgende Fragen:
- Wo ist die Ansteckungsgefahr am geringsten?
- o ist es für Gesellschaft und Wirtschaft am wichtigsten?
- nd wie wird der Schutz gefährdeter Gruppen sichergestellt?
Partys und Volksfeste würden wohl als Letztes wieder starten können, so der Minister – die seien am ehesten verzichtbar, und die Ansteckungsgefahr sei dort am größten.
Besuch am UKGM
Zuvor hatten Spahn und Bouffier das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) besucht. Dabei betonte Spahn die Notwendigkeit, genügend Intensiv- und Beatmungsbetten sicherzustellen. 40 zusätzliche Beatmungsbetten seien allein in Gießen entstanden.
Am UKGM werden nach Unternehmensangaben derzeit 18 Covid-19-Patienten behandelt. Insgesamt gab es mit Stand Dienstagnachmittag 6179 bestätigte Covid-19-Fälle in Hessen und 147 Todesfälle.
Einige Demonstranten nutzten die Gelegenheit, um gegen die Privatisierung der Uniklinik zu protestieren und eine Rückführung in die öffentliche Hand zu fordern. Seit der Übernahme durch die Rhön Klinikum AG im Jahr 2006 hatte es immer wieder Beschwerden über mangelnde Personalausstattung am UKGM gegeben.