Rheinland-Pfalz
US-Armee baut Mega-Klinik nahe Ramstein
Neben ihrem Militärstützpunkt Ramstein bauen die USA derzeit für fast eine Milliarde Euro ein riesiges Krankenhaus. Einst sollen hier auch Kriegsverwundete behandelt werden.
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Die Computergrafik zeigt das Gelände des geplanten US-Krankenhauses in Weilerbach in Rheinland-Pfalz.
© HDR/Amt für Bundesbau/dpa
Weilerbach. Es ist eine Baustelle der Superlative, mitten in Deutschland. Fast eine Milliarde Euro investieren die USA in das größte amerikanische Krankenhaus im Ausland, dafür wurden im Westen von Rheinland-Pfalz rund 47 Hektar Wald gerodet. In Kürze werden auf der Baustelle etwa 1500 Menschen täglich arbeiten, und 15 riesige Kräne werden sich im Himmel über Weilerbach drehen – jeder bis über 100 Meter hoch.
„Auch für die deutsch-amerikanischen Beziehungen ist es zweifellos ein historisches Projekt“, sagt Matthias Göbel vom Amt für Bundesbau. „So etwas zieht man nur einmal im Leben hoch.“ An diesem sonnigen Frühlingstag legen Arbeiter letzte Hand an einer Containerstadt, wo später die Planer arbeiten sollen, an. Bagger stehen bereit. Ein betonierter Abwasserkanal und eine asphaltierte Ringstraße zeigen bereits die Struktur des gigantischen Projekts.
4000 Zimmer, neun OP-Säle
Es wird ein Bau, der Hamburgs spektakulärer Elbphilharmonie Konkurrenz machen könnte: rund 600 mal 300 Meter groß mit mehr als 4000 Zimmern, davon 120 Untersuchungsräume und neun OP-Säle auf einer Fläche von mehr als 90 .000 Quadratmetern. Aufsehenerregend ist die Fassade: Aufwändig geschwungen soll sie eine riesige wehende US-Fahne symbolisieren – als Stück Heimat für US-Soldaten und ihre Angehörigen in der Fremde.
Das geplante Krankenhaus neben dem riesigen US-Stützpunkt Ramstein ist keine Reaktion auf den Ukraine-Krieg, sondern ein lange geplanter Ersatz für eine Klinik bei Landstuhl von 1953. „Heute brauchen Betriebsabläufe eine andere Struktur“, sagt Göbel. Dennoch gewinnt das Projekt durch den Konflikt mit Russland weitere Bedeutung.
„Die Bauverwaltung der Bundesländer baut schon seit Jahren für die NATO und die US-Amerikaner“, sagt Bettina Bachem, örtliche Leiterin des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). „Aber ein Krankenhaus neu zu bauen, ist ein Projekt mit besonderer Bedeutung, gerade in den aktuell unruhigen Zeiten.“
Es gehe nicht nur um die militärische Verteidigung Deutschlands. „Ein Krankenhaus unterstützt die Mission in höchst effizienter Weise und hilft, Leid zu lindern. Wir alle sind stolz, an einer solchen Aufgabe beteiligt zu sein.“
Land schießt 151 Millionen Euro zu
Das Krankenhaus muss deutsche Anforderungen erfüllen, Betreiber sind aber die USA – dort gelten zum Teil andere Regeln. „Das in Einklang zu bringen, ist manchmal eine Quadratur des Kreises“, sagt Göbel. Beispiel: Deutsche Gesetze sehen in einem Bereich eine Brandschutzwand vor, amerikanische Gesetze eine Sprinkleranlage. „Wo kein Kompromiss möglich ist, bauen wir beides ein“, erklärt der Bauingenieur.
In der Nähe sind in einem Container acht Räume des Krankenhauses originalgetreu hergerichtet. „Hier kann man Material und Betriebsablauf letztmals vor dem Bau auswählen und testen.“
2027 soll das Gebäude komplett fertig sein. Die Projektkosten mögen manchen schwindelerregend erscheinen. „Laut NATO-Truppenstatut übernehmen die USA die Baukosten von 859 Millionen Euro für die Klinik“, sagt Göbel. „Der Bund beteiligt sich mit 151 Millionen Euro an den Planungskosten.“ Wo jetzt noch eine riesige Schneise im Wald klafft, wird eine eigene kleine Stadt stehen.
Das Krankenhaus ist nicht nur für verwundete US-Soldaten aus Kriegsgebieten gedacht, sondern auch zur Versorgung der Tausenden US-Amerikaner in der Pfalz. Es sei eher eine Poliklinik, sagt Göbel, der mehrmals wöchentlich für die Fachaufsicht vor Ort ist. Es gebe 68 Betten im Normalbetrieb, ein Aufstocken auf 93 sei möglich. „Wir haben einen Zahnarzt, eine Geburtenstation, eine eigene Abteilung für Veteranen – insgesamt 68 Fachdisziplinen.“ (dpa)