Uni Augsburg
Virtuelle Patienten machen Medizinerausbildung digital
Die Universität Augsburg erstellt eine Sammlung interaktiver Behandlungsfälle, mit denen Studierende weltweit üben können, bei Diagnose und Behandlung richtige Entscheidungen zu treffen.
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Ein virtueller Patient (Symbolbild).
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Augsburg. Die COVID-19 Pandemie beeinflusst auch die medizinische Ausbildung: Da praktischer Unterricht an Patienten nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, sei die Nachfrage nach virtuellen Patientinnen und Patienten (VP) gestiegen, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Augsburg.
Die dort angesiedelte medizinische Fakultät entwickelt nun gemeinsam mit europäischen Partnern eine Sammlung von 200 virtuellen Patienten. Das Projekt wird durch Mittel aus der Erasmus+ Strategic Partnership 2020 gefördert.
Interaktive fallbasierte Lernaktivitäten
Bei den VP handele es sich um interaktive fallbasierte Lernaktivitäten, mit deren Hilfe Studierende einüben, wie sie später richtige Entscheidungen bei Diagnose und Behandlung treffen. Das sei nicht nur in der jetzigen Pandemiesituation wertvoll, heißt es. „Ein großer Vorteil der virtuellen Patienten ist, dass sie einen geschützten Rahmen bieten, in dem auch Fehler erlaubt sind und niemand gefährdet werden kann“, erklärt Privatdozentin Inga Hege.
Die Ausführung von Lernsoftware sei sehr unterschiedlich und reiche von interaktiven Szenarien über virtuelle Welten mit Avataren bis hin zu Simulationen mit speziellen Simulationsgeräten – allen gemeinsam sei das realistische Setting, in dem die Studierenden eine aktive Rolle übernähmen.
„Wir entwickeln Fallbeschreibungen fiktiver Patienten, die durch Untersuchungsbefunde wie Röntgenbilder sehr realistisch gestaltet sind. Die Studierenden müssen sich dann zwischen verschiedenen Diagnose- und Behandlungsformen entscheiden.“
Clinical Reasoning im Fokus
Anhand dieser interaktiven Szenarien, die online zur Verfügung stehen, könnten die Studierenden selbstständig das sogenannte Clinical Reasoning, also die klinische Entscheidungsfindung, üben, um im klinischen Alltag eine Diagnose zu erstellen und einen Therapieplan für die Patienten zu entwickeln.
Die mehrsprachige und möglichst vielfältige Sammlung von 200 virtuellen Patienten lasse sich flexibel in die verschiedenen Lehrpläne weltweit integrieren, heißt es in der Mitteilung. (kaha)