Bahr
Alle Nominierten beim CharityAward sind Gewinner!
Am Donnerstag verleiht Springer Medizin den CharityAward. Minister Daniel Bahr (FDP) engagiert sich seit vielen Jahren selbst ehrenamtlich. Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont er die Bedeutung des Ehrenamtes und seiner Anerkennung in der Gesellschaft.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Herr Minister Bahr, Hand aufs Herz, engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Daniel Bahr: Ja, seit vielen Jahren! Ich war schon in meiner Schulzeit aktiv. Damals habe ich mich zum Beispiel bei der Schülerzeitung und in der Umwelt AG engagiert. Seit zehn Jahren bin ich nun aktives Mitglied in einem Münsteraner Verein für Organspende.
In Deutschland sind 70 Prozent der Bürger in einem Verein Mitglied, 30 Prozent sind aktive Mitglieder. Das Ehrenamt nimmt dann viel Zeit in Anspruch: Sie übernehmen Aufgaben, wie Schriftführer oder Schatzmeister oder sogar ein Vorsitzamt, machen Öffentlichkeitsarbeit oder werben Spendergelder ein. Für mich persönlich heißt Engagement nicht nur Mitgliedschaft in einem Verein. Für andere Menschen etwas zu tun, das gibt mir viel und es ist eine schöne Bestätigung.
Ein reiner Beruf wie zum Beispiel meine ehemalige Tätigkeit bei der Bank kann das nicht bieten. Künftig werde ich mich natürlich auch weiterhin für die FDP engagieren. Schließlich ist Parteiarbeit auch Ehrenamt.
Was hat denn Eigeninitiative mit liberaler Politik zu tun?
Bahr: Die Gesellschaft verlangt zurecht, dass jeder in Eigeninitiative etwas für sich und andere tut. Wer immer nur glaubt, andere organisieren einem das Leben, wird eine schlechte Gesellschaft erleben: Sie wäre lethargisch, weniger solidarisch und würde sich nicht weiterentwickeln - sogar der Wohlstand könnte sinken.
Die Gesellschaft lebt davon, dass Menschen sich kümmern und einbringen und nicht nur erwarten, dass andere das für sie machen - die Gesellschaft oder der Staat.
Stichwort Fachkräftemangel: Wir werden künftig immer mehr auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sein. Wie kann man einen Rahmen für bürgerschaftliches Engagement schaffen?
Bahr: Gerade in einer alternden Bevölkerung sind wir immer mehr auf Menschen angewiesen, die sich ehrenamtlich engagieren. Familien wohnen zum Beispiel nicht mehr an einem Ort. Dann müssen andere zum Beispiel in Form der Nachbarschaftshilfe Aufgaben übernehmen, die früher innerhalb der Familie erledigt wurden. Das ehrenamtliche Engagement bereichert die Gesellschaft - und auch das Gesundheitswesen.
Vieles wäre gar nicht leistbar, wenn nicht das Gesundheitswesen neben den hauptamtlichen Kräften auch ehrenamtliche hätte. Zwischen diesen beiden Gruppen muss die Zusammenarbeit funktionieren. Die einen können die anderen nie ganz ersetzen, deswegen müssen sie sich ergänzen und untereinander eng abstimmen. Dafür sind versicherungsrechtliche Fragen geklärt.
Wichtig ist außerdem die politische Anerkennung: Der Oberbürgermeister von Münster lädt zum Beispiel einmal im Jahr ehrenamtlich Engagierte ins Theater ein, um das, was sie leisten, entsprechend zu würdigen.
Im Jahr 2012 hat das Haus Balthasar, ein Kinderhospiz im sauerländischen Olpe, den CharityAward gewonnen. Sie haben das Hospiz Anfang des Jahres besucht. Wie haben Sie den Besuch erlebt?
Bahr: Das war sehr beeindruckend! Ich hatte Gelegenheit mit Eltern und Familienangehörigen zu sprechen sowie mit denen, die dort arbeiten. Die Begeisterung der Menschen, füreinander etwas zu tun, hat Mut gemacht. Mit solchen Besuchen will ich als Gesundheitsminister Anerkennung für die, die dort arbeiten, ausdrücken.
Außerdem bekomme ich auch Anregungen für meine Arbeit: Vor Ort stellt sich das manchmal anders dar, als die Spitzenorganisationen der Kassen uns das zum Beispiel in Anhörungen berichten.
Nach diesem Besuch habe ich umgehend einen Brief an die Kassen geschrieben, mit einer kritischen Rückfrage, warum die Verträge vor Ort nicht voran gehen.
Was kann denn der CharityAward aus Ihrer Sicht konkret bewegen?
Bahr: Dieser Preis ist eine unglaublich große Anerkennung. Häufig ist nicht die Frage, wie viel Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Viel wichtiger ist die Frage, ob eigentlich das anerkannt wird, was dort geleistet wird. Alle, die beim CharityAward nominiert sind, sind ja schon Gewinner.
Sie haben die Gelegenheit einem größeren Publikum zu zeigen, was sie leisten. Vielleicht kommen dadurch auch andere auf die Idee, auch etwas auf die Beine zu stellen.
Außerdem spornt der Wettbewerb auch an, mehr zu machen. Ich freue mich darauf, wieder dabei sein zu können.