Uniklinik Köln
David-Sackett-Preis 2022 an Nicole Skoetz und Marius Goldkuhle
Das EbM-Netzwerk hat die Kölner Medizinerin Professorin Nicole Skoetz und ihrem Mitarbeiter Marius Goldkuhle für Verbesserungen in der Methodik von Metaanalysen mit dem David-Sackett-Preis ausgezeichnet.
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Der David-Sackett-Preis 2022 wurde am 2. September im Rahmen der 23. Jahrestagung des EbM-Netzwerks von Tanja Krones (re.) an Professorin Nicole Skoetz (li.) und Marius Goldkuhle (Mitte) von der AG Evidenzbasierte Onkologie der Uniklinik Köln verliehen.
© Karsta Sauder / EbM-Netzwerk
Berlin. Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (EbM-Netzwerks) hat im Rahmen ihrer 23. Jahrestagung der AG Evidenzbasierte Onkologie der Uniklinik Köln den David-Sackett-Preis 2022 verliehen. Dies meldete das EbM-Netzwerk am 5. September. Für die Kölner Forschungsgruppe nahmen Professorin Nicole Skoetz und Marius Goldkuhle den Wissenschaftspreis am 2. September entgegen.
Mit dem Preis werde ausgezeichnet, dass die Gruppe die oft fehlerhafte Berechnung von Effekten aus Überlebenszeitanalysen in Metaanalysen korrigiert hat. Auch haben sie dafür gesorgt, dass die Mängel von Überlebenszeitanalysen bei der Erstellung klinischer Leitlinien mehr beachtet werden.
Mangelhafte Berechnungen aufgedeckt
Dem Team der Kölner Editorial Base von Cochrane Haematology war aufgefallen, dass in vielen Metaanalysen zwar die relativen Effekte richtig bestimmt wurden, dann aber oft falsch in absolute Raten und Effekte umgerechnet wurden. Das Problem liege im Kern darin, dass der Effekt für ein Ereignis und für das Gegenereignis nicht notwendigerweise gleich sind: Wenn beispielsweise ein neues Medikament das Sterberisiko halbiert, dann verdoppelt dies nicht die Überlebenswahrscheinlichkeit. Eine erste systematische Überprüfung von knapp 100 Analysen zur Krebsbehandlung zeigte oft schwerwiegende Mängel in den Berechnungen.
Methodik verbessert
Die AG Evidenzbasierte Onkologie der Uniklinik Köln entwickelte zur Lösung des Problems eine Anleitung zur korrekten Berechnung von absoluten Effekten. In Workshops und Arbeitsgruppen haben die Preisträgerin und der Preisträger die Problematik und ihre Lösungsvorschläge weltweit bekannt gemacht. Zudem konnten sie die internationalen Forschungsnetzwerke (Cochrane Collaboration und GRADE Working Group) überzeugen, ihre jeweiligen Methodenrichtlinien und Software-Pakete anzupassen. Heute profitieren Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt von der verbesserten Methodik.
Empfehlung zum Umgang mit fehlende Daten entwickelt
Des Weiteren habe die Kölner Arbeitsgruppe Methoden für Überlebenszeitanalysen weiterentwickelt, um fehlerhafte Schlussfolgerungen bei fehlenden Daten zu vermeiden. Wenn in einer klinischen Studie die eine Patientengruppe vollständig, die andere Patientengruppe aber unvollständig nachuntersucht wird, dann kann dies die Glaubwürdigkeit eines Vergleichs stark beeinträchtigen. Je nachdem, aus welchen Gründen Daten fehlen, verfälscht dies die Studienergebnisse deutlich. In Kooperation mit dem GRADE-Forschungsnetzwerk wurden von AG Evidenzbasierte Onkologie international gültige Empfehlungen entwickelt, damit Probleme aufgrund lückenhafter Nachbeobachtung bei der Entwicklung klinischer Leitlinien genauere Beachtung finden. Weil die GRADE-Methodik international und auch von den meisten deutschen Fachgesellschaften angewendet wird, ist die vom EbM-Netzwerk ausgezeichnete Forschung weltweit relevant. (ba)