Aus Sicht der "Ärzte Zeitung"

Der etwas andere Olympia-Rückblick

Das Olympische Feuer ist erloschen, die Spiele sind vorbei. Eine Superolympiade mit tollen Leistungen und faszinierenden Wettkämpfen, die auch von den Kolleginnen und Kollegen im Newsroom der "Ärzte Zeitung" mit Spannung verfolgt wurden.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Spektakulärer Unfall: der deutsche Heber Matthias Steiner kann das Gewicht nicht halten, die Hantel fällt ihm in den Nacken.

Spektakulärer Unfall: der deutsche Heber Matthias Steiner kann das Gewicht nicht halten, die Hantel fällt ihm in den Nacken.

© imago

NEU-ISENBURG. Schon wieder nur Bronze, schon wieder eine Pleite? Zugegeben: wir haben in den vergangenen beiden Wochen im Newsroom der "Ärzte Zeitung" die Erwartungsmesslatte an deutsche Athleten bei Olympia zuweilen bis zur Grenze der Unfairness hoch gehängt. Aber warum gewinnen immer die anderen Gold und wir nicht, die Frage muss doch legitim sein.

Die Deutschen mussten in den ersten Tagen allzu oft vor der Kamera schlechte Leistungen erklären. Ältere Kollegen in der Redaktion erinnerten sich an eine Mittelstreckenläuferin, die vor Jahren in weinerlichem Ton eine desaströse Laufleistung mit dem Argument begründete, ihr sei leider eine Mücke ins Auge geflogen. Ausreden auf diesem Niveau sind uns in London erspart geblieben.

Wir haben die Luft angehalten, als unserem Gewichtheber Matthias Steiner glücklicherweise ohne schlimme Folgen eine 196 Kilo schwere Hantel in den Nacken krachte, wir haben den chinesischen Hürdenläufers Liu Xiang bedauert, der beim Start zum Endlauf über 110 Meter Hürden ins erste Hindernis rannte und mit einem Achillessehnenriss, Medaillenträume begraben musste.

Imponiert hat uns der beinamputierte südafrikanische Läufer Oscar Pistorius. Er schied im Zwischenlauf aus, aber was wäre wohl gewesen, wenn der Mann eine Medaille gewonnen hätte?

Auch legendäre Momente verpasst

Die unglaubliche Überlegenheit der Jamaikaner auf den Sprintstrecken der Leichtathletik hat uns irritiert. Superstar und Doppelolympiasieger Usain Bolt zog im Finale davon, als wäre es ein Lauf bei den Bundesjugendspielen. Sein Landsmann Yohan Blake, der Silber gewann, war 2009 schon mal drei Monate wegen Dopings gesperrt. Nachtigall, ick hör dir trapsen!

Irritiert hat uns auch die 16-jährige Chinesin Ye Shiwen. Sie gewann Schwimm-Gold über 400 Meter Lagen in Weltrekordzeit, und die letzten 50 Meter legte sie mit 28,93 Sekunden schneller zurück als Ryan Lochte, der bei den Männern über die gleiche Strecke Sieger wurde.

Der US-Boy interessierte uns - zumindest vorübergehend - auch aus einem anderen Grund. Wer hätte gedacht, dass bei Google mehr als 69 Millionen Hinweise erscheinen, wenn die Begriffe "Ryan Lochte und Sex" eingegeben werden? Aber das ist ein anderes Thema.

Als der Deutschlandachter Gold gewann, holte uns die Pflicht ein. Die Siegercrew warf ihren Steuermann in den Dorney Lake. Das haben wir verpasst, aber man kann nicht alles haben. Wir saßen in dieser Zeit an unseren Bildschirmen und produzierten neue Texte.

Kinesiotapes, Asthma und Flüssigkeitszufuhr

Farbiges Kinesiotape auf der Haut: die deutsche Beach-Volleyballerin Ilka Semmer (l.) gegen Brasilien.

Farbiges Kinesiotape auf der Haut: die deutsche Beach-Volleyballerin Ilka Semmer (l.) gegen Brasilien.

© dpa

Wir haben während der Olympiade viele spannende Artikel veröffentlicht. Etwa über die wachsende Bedeutung von Kinesiotapes, die in London bei vielen Athleten in allen Farben des Regenbogens zu entdecken waren.

Wir berichteten, dass acht Prozent der Olympioniken offenbar an Asthma oder hyperreaktiven Atemwegserkrankungen leiden. Und wir wiesen auf Regeln zur Flüssigkeitszufuhr hin, die auch für Hobby-Ausdauersportler von Bedeutung sind.

Zu guter Letzt haben wir in einem TV-Interview Lothar Matthäus entdeckt, der mal wieder irrelevante Antworten auf irrelevante Fragen gab. Matthäus werden wir wohl auch beim nächsten großen Weltsportevent sehen, dem wir schon entgegenfiebern - der Fußball-WM in Brasilien.

Das Newsroom-Team der "Ärzte Zeitung" ist sicher: Wir werden wieder viel Spaß haben.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 13.08.201222:24 Uhr

Medaillien-Zählerei

Natürlich ist der Olympiasieg immer eine höchst persönliche Angelegenheit.
Lediglich im Augenblick des Flaggen- und Hymnenkultes gehört der/die Sieger(in) und seine/ihre Medaille, und die damit verbundene Gloria der Nation.
Kurze Zeit danach erfreuen wir uns der Leistung eines jeden Athleten - egal aus welchem Lande er kommt!
Dr. med.vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Dr. Horst Grünwoldt 13.08.201213:54 Uhr

höher-weiter-schneller

Die Olympischen Spiele finden eigentlich als sportlicher Wettkampf im Stadion statt. So fing alles einmal vor langer Zeit an, und so lebt die olympische Idee dort immer noch am intensivsten alle vier jahre wieder auf.
Es wird in den menschlichen Grundbewegungen athletisch hoch gesprungen, weit geworfen und vor allem schnell gelaufen!
Das alles nennt sich im Englischen zurecht "Athletics". Warum haben wir im Deutschen das Wort "Leicht"-Athletik geprägt, obwohl sich darunter einige schwerathletische Wurf-Disziplinen befinden?
Mittlerweile ufert die Zahl der olympisch gewordenen Sportarten und technischen Geschicklichkeits-Spiele nach m.E. in der Olympiade bedenklich aus, obwohl es hinreichend Gelegenheiten gibt, sich in allen denkbaren exotischen Wettkampfarten an Europa-, Amerika- und Asien-Meisterschaften und schließlich Weltmeisterschaften im Kräftemessen und der Geschicklichkeit zu beteiligen.
Kann überhaupt das Extrem-Gewichtheben als olympisch bezeichnet werden, wenn dabei -wie im tragischen Fall unseres früheren Olympiasiegers Steiner- die Gesundheit a la longe schweren Schaden nehmen kann?
Nicht auszurotten sind die Dopinggerüchte gegenüber außergewöhlichen Athleten, wie den jamaikanischen Sprintern oder ostafrikanischen Dauerläufern.
Jeder Sportphysiologe dürfte sich über die bewundernswerte Leistung der erst 16-jährigen Schwimmerin Je Shiwen gar nicht mokieren. Schließlich wird beim Wettkampfschwimmen der muskolo-skelettale Bewegungsapparat aus physikalischen Gründen (Prinzip des Archimedes) viel weniger belastet als an Land. Hauptsache die Atemtechnik und das body-shaping im Wasser sowie die Herz-Kreislauf-Leistung funktionieren optimal, so daß auch ein weiblicher Teenager jenseits der Pubertät eine sog. "Fabelzeit" schwimmen kann.
Wir haben wieder großartige deutsche Athleten gesehen. Daß die Medaillien-"Ausbeute" relativ bescheiden war, daran leiden die vier Jahre lang mit Passion und Opfern trainierten Sportler am allermeisten selbst.
Der DOSB sollte mit statistischen Spielchen überhaupt keine Medaillien-"Hoffnungen" wecken und Vierjahrespläne ausmustern; sich auch nicht politisch instrumentalisieren lassen. Die Sportförderung richtet sich natürlich nach erbrachten Leistungen und individuellen Entwicklungs-Potential.
Der Medaillien-"Spiegel" trägt nationalistische Züge und sollte überhaupt nicht geführt werden, weil dadurch selbst herausragende Einzelleistungen von kleinen Ländern in´s Abseits gedrängt werden und es quasi zu einem chauvinistischen Kampf der (wirtschaftlichen) Großmächte gegeneinander kommt.
Davon ist die olympische Idee ,-das Zusammentreffen von sportlichen jungen Menschen aus aller Welt im friedlichen Wettkampfgeiste-, weit entfernt.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock
Der Flaggen- und Hymnen-Kult genügt schon, um nationales Prestige und persönliche Verbundenheit der einzelnen Edelmetall-Gewinner zu ihrem Heimatland und Volk zu demonstrieren.

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