Studie deckt auf
Die 10 größten Ängste der Deutschen
Wovor fürchten sich die Bundesbürger zurzeit am allermeisten? Eine Studie ging dieser Frage nach - und offenbart: Der US-Präsident spielt eine große Rolle.
Veröffentlicht:BERLIN. Der amerikanische Präsident Donald Trump ist für die Deutschen ein Albtraum. Sein ruppiger Politikstil dominiert in diesem Jahr die Ängste der Menschen in Deutschland.
69 Prozent der im Rahmen der R+VStudie "Die Ängste der Deutschen" befragten Menschen fürchten, dass mit Trump die internationale Politik gefährlicher wird.
Damit erreiche der Präsident einen der höchsten Werte, der jemals in der 26-jährigen Geschichte der Ängste-Studie erreicht worden sei, berichtete Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters, bei der Vorstellung der Studienergebnisse am Donnerstag in Berlin.
Die Angriffe Trumps gegen internationale Vereinbarungen und seine Attacken gegen den Freihandel und die Europäische Union, die er jüngst als "schlimmer als China" bezeichnet hatte, sorgten die Bevölkerung besonders stark, sagte Studienberater Professor Manfred Schmidt, Politikwissenschaftler der Universität Heidelberg.
Damit stelle er die Pfeiler der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik in Frage. Dies treffe die Bevölkerung, aber auch die Politik völlig unvorbereitet.
Die Sorge ist berechtigt
Für die Umfrage wurden im Juni und Juli 2300 Bundesbürger ab 14 Jahren persönlich interviewt. "So politisch war diese Umfrage noch nie", urteilte Schmidt. Die Angst vor Trump als Hauptergebnis sei für ihn eine kleine Sensation, sagte Schmidt.
Die Sorge sei aber aus seiner Sicht berechtigt, da der US-Präsident in internationalen Beziehungen für ein großes Maß an Unberechenbarkeit und Destabilisierung sorge. Schmidt analysiert die Umfrage "Die Ängste der Deutschen" seit mehreren Jahren.
Der Republikaner schreckt die Bevölkerung hierzulande sogar mehr als die gesellschaftspolitischen Spannungen aufgrund der Migration, die nur bei 63 Prozent der Befragten Ängste auslösen (siehe nachfolgende Grafik).
Vorfälle in Chemnitz waren nicht Thema der Befragung
Die Effekte der Vorgänge in Chemnitz sind in diesem Ergebnis noch nicht enthalten. Ebensoviele Befragte hatten Sorge davor, dass Spannungen zwischen Deutschen und hier lebenden Ausländern durch weiteren Zuzug zunehmen — zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und Platz drei der aktuellen Studie.
Auf Rang vier: die Befürchtung, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Sie steigt um sechs Prozentpunkte und überspringt damit die 60-Prozent-Marke (Vorjahr: 55 Prozent, Platz acht). "Das ist für Deutschlands Politiker ein katastrophales Urteil", konstatiert Schmidt.
Nach den dramatischen Attentaten in Europa lag die Furcht vor terroristischen Anschlägen in den vergangenen zwei Jahren auf Platz eins der Ängste-Skala – mit extrem hohen Werten von über 70 Prozent. Jetzt sackt die Terrorangst um zwölf Prozentpunkte auf Platz fünf ab, bleibt mit 59 Prozent aber weiterhin überdurchschnittlich hoch.
Eltern sorgen sich weniger
Nicht mehr auf dem Spitzenplatz wie in den Jahren 2011 bis 2015, aber mit 58 Prozent weiterhin groß ist die Angst, dass die Schuldenkrise einiger EU-Staaten für den deutschen Steuerzahler teuer wird (Platz sechs).
Kinder bereiten ihren Eltern indes weniger Sorgen. Einen Rekordtiefstand erreichen die Ängste von Eltern, ihre Kinder könnten abhängig von illegalen Drogen oder von Alkohol werden.
Das bereitet nur noch 27 Prozent der Befragten schlaflose Nächte. Die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz treibt sogar nur noch 25 Prozent um, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. (mit dpa und eb)