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EHEC hält die Republik in Atem

Rund 4000 Erkrankte, Dutzende Tote: Im Frühjahr 2011 grassiert EHEC in Deutschland. In der Politik gibt es falsche Verdächtige, den Wunsch nach kurzen Meldewegen und ein Kostenproblem.

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Dialyse am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf: Die Hansestadt war das Epizentrum der EHEC-Epidemie.

Dialyse am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf: Die Hansestadt war das Epizentrum der EHEC-Epidemie.

© Angelika Warmuth/dpa

Norddeutschland, im Mai 2011. Nur zwei Mikrometer sind die groß, mit bloßem Auge nicht zu sehen - kleine Stäbchen halten Deutschland in Atem. Die Rede ist von EHEC, von enterohämorrhagischen Escherichia coli.

Am 19. Mai gehen beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin die ersten Meldungen aus Hamburg ein - drei Menschen sind am schweren hämolytisch-urämischen Syndrom, kurz HUS, erkrankt.

In den Tagen darauf werden Dutzende weitere Meldungen folgen, am 21. Mai erfährt die Öffentlichkeit davon, das Epizentrum ist der Norden der Republik. Was zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal die Experten wissen können: Die Spitze der Epidemie ist längst erreicht.

Dennoch: Der Ausbruch wird als die bis dato weltweit größte HUS-Epidemie in die Geschichtsbücher eingehen - und nicht ohne Folgen bleiben.

Am 4. Juli, dem offiziellen Epidemie-Ende, zählt das RKI knapp 4000 Infizierte allein in Deutschland, davon 855 mit einem HUS, für 53 Menschen endet die Erkrankung tödlich.

Touristen und Geschäftsreisende tragen den Keim ins Ausland, dort sterben zwei Menschen an den Folgen.

Ärzte kämpfen während der Epidemie mit mangelnder Evidenz: EHEC-Infektionen sind äußerst selten, Goldstandards für die Therapie gibt es nicht. So kommt vor allem die "Saftpresse der Nephrologen" zum Einsatz, die Plasmapherese.

Streit um Meldewege und Kosten

Später greifen die Kollegen auf einen neuen Antikörper zurück. Ein Jahr nach der Epidemie wird sich allerdings zeigen: Beides war offenbar ohne großen Nutzen.

Während die Ärzte um ihre Patienten kämpfen, liefert die Politik Scharmützel und Kuriositäten. Zu zweifelhafter Berühmtheit kommt etwa Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Am 27. Mai verkündet sie: "Wir haben die Quelle gefunden", sie müsse "eindeutig" Spanien sein - eine Falschinformation, die spanischen Bauern einen Verlust von 200 Millionen Euro bescheren und für Streit mit Deutschland sorgen wird.

Tatsächlich werden später Lebensmittelkontrolleure deutliche Beweise finden, wonach die Keime über Bockshornkleesamen aus Ägypten nach Deutschland gelangt sind.

Konsequenzen aus der Krise zieht die Politik schon während der Epidemie: Reformiert werden sollen die Meldefristen zwischen Ärzten, Gesundheitsämtern, Landesbehörden und RKI.

Ein Gesetz von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) wird noch im Sommer auf die Agenda kommen - im Frühjahr 2012 aber vom Bundesrat blockiert werden, weil die Länder die Kostenfrage stellen.

Die Kosten sollten denn auch gut ein Jahr nach der Epidemie der Dauerbrenner in der Diskussion werden: Trotz der Ankündigung der Krankenkassen, die Mehrkosten zu tragen, werden zahlreiche Unikliniken über Einnahmeausfälle in Millionenhöhe klagen. (nös)

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