Personalie
Ein Arzt an der Spitze des Bundesrats

Dr. Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg und neuer Bundesratspräsiden.
© Christophe Gateau/dpa
Berlin/Hamburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher ist seit 1. November offiziell Bundesratspräsident. Damit ist der Sozialdemokrat laut Protokoll vierter Mann im Staat hinter Bundespräsident, Bundestagspräsidentin, Bundeskanzler und vertritt den Bundespräsidenten in dessen Abwesenheit. Der 56-Jährige löst in dieser Funktion Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ab und führt turnusgemäß den Bundesrat für ein Jahr.
Der gebürtiger Bremer ist erst seit 2011 Berufspolitiker, davor war er als Arzt tätig. Zum Medizinstudium hatte es ihn nach Hamburg gezogen. Nach dem Studium arbeitete er laut Selbstauskunft von 1994 bis 2011 als Arzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zuletzt als Oberarzt und Privatdozent im Diagnostikzentrum. Er hat dort in der Forschung, der Lehre und der Krankenversorgung gearbeitet, Promotion und die Facharztausbildung gemacht und sich auf dem Gebiet der Klinischen Chemie und Laboratoriumsmedizin habilitiert.
Diese Tätigkeit gab er 2011 auf, um in den Hamburger Senat einzuziehen. Zunächst war er Finanzsenator in der Hansestadt, seit März 2018 ist er Erster Bürgermeister als Nachfolger von Olaf Scholz. Tschentscher ist seit 1989 SPD-Mitglied und hat sich über die Jahre von der Lokalpolitik bis in den den Senat der Bürgerschaft hochgearbeitet.
In der Corona-Pandemie fiel er durch strenge Maßnahmen wie harte Lockdowns, Maskenpflicht im Freien und nächtliche Ausgangssperren auf. Dass die Hamburger die damit verbundenen Geschäftsschließungen umgingen, indem sie einfach ins Umland ausweichen, kritisierte er mehrfach. An der Spitze der Länderkammer erwartet den Arzt nun aber nicht mehr Corona als beherrschendes Thema, sondern Energiekrise und Inflation. Für einen ehemaligen Finanzsenator aber auch kein unbekanntes Terrain. (bar)