TV-Kritik

Harte, aber faire Debatte um assistierten Suizid

Assistierter Suizid ja oder nein? Das Thema ist brandaktuell und polarisiert. Frank Plasbergs ARD-Talk machte am Montagsbend seinem Namen alle Ehre: Die Debatte war hart, aber fair.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Zu Gast bei Frank Plasberg (r): Urologe Dr. Uwe-Christian Arnold (v.l.), Medizinethikerin Professor Bettina Schöne-Seifert, Peter Hintze (CDU), Dr. Marianne Koch (Ehrenpräsidentin Deutsche Schmerzliga) und Dr. Klaus Reinhardt (Vorsitzender des Hartmannbundes).

Zu Gast bei Frank Plasberg (r): Urologe Dr. Uwe-Christian Arnold (v.l.), Medizinethikerin Professor Bettina Schöne-Seifert, Peter Hintze (CDU), Dr. Marianne Koch (Ehrenpräsidentin Deutsche Schmerzliga) und Dr. Klaus Reinhardt (Vorsitzender des Hartmannbundes).

© Oliver Ziebe / WDR

BERLIN. Er reist seit 15 Jahren durchs Land und hilft Menschen beim assistierten Suizid. "Aus der Praxistätigkeit heraus", sei diese Arbeit entstanden, erläuterte der Berliner Urologe Dr. Michael Arnold am Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber fair": "Ich finde, das ist eine ärztliche Aufgabe."

An die 200 Mal hat er beim Suizid geholfen. "Man tötet nicht, wenn man Menschen zum Freitod verhilft", sagt Arnold.

Frank Plasberg hatte eingeladen, ein topaktuelles, polarisierendes Thema, eigentlich prädestiniert für Rechthaberei und Absolutheitsansprüche. Doch davon war in über 70 Minuten nichts zu spüren. Geduldiges Zuhören war angesagt. Assistierter Suizid, ja oder nein?

"Die Ärzteschaft ist bei diesem Thema so wenig einig wie die gesamte Gesellschaft auch", sagte Hartmannbund-Chef Dr. Klaus Reinhardt. Und Peter Hintze (CDU), Bundestags-Vizepräsident, nutzte die Chance, einen Gesetzentwurf zu erläutern, den er im Bundestag unter anderem mit dem SPD-Mann Karl Lauterbach einbringt.

Die Botschaft: Wenn Schmerz, Erstickungsangst, permanentes Erbrechen und der Ekel vor sich selbst beim Patienten überhandnehmen und er aus freiem Gewissen aus dem Leben scheiden will, dann muss es im extremen Einzelfall Handlungsoptionen für Ärzte geben, diesem Wunsch nachzukommen.

Hintze will Sicherheit. "Wenn wir das im staatlichen Recht regeln", sagt er, "dann ist der Arzt, der sich an diese Vorschriften hält, geschützt".

"Man sollte nicht leichtfertig damit umgehen"

Die Medizinethikerin Professor Bettina Schöne-Seifert von der Uni Münster lag mit Hintze in vielen Detailfragen auf einer Wellenlänge. Auch sie forderte Handlungsoptionen für Ärzte im extremen Ausnahmefall.

Aber: "Kein Arzt sollte genötigt werden, beim assistierten Suizid mitzumachen. Und bei Menschen, die lebensmüde sind, sollte es diese Option ohnehin nicht geben."

HB-Chef Hartmann konstruierte für den Fall einer erlaubten Sterbehilfe warnend einen "überspitzten Extremfall": Wer über sein Genmaterial herausfindet, dass ihm Krankheiten drohen, der könnte dann, wann auch immer es ihm passt, entscheiden, dass er sterben will und Hilfe wünscht.

Marianne Koch, Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga, mahnte dringend, auf die Palliativmedizin zu setzen: "Schluss-Aus? Damit sollte man nicht leichtfertig umgehen", warnte die 83-jährige Ärztin.

Fazit: Eine informative, durchaus gelungene Sendung - und das in einer Zeit, in der viel wirres Zeug übers Sterben in Deutschland geredet wird.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Streit um Migrationspolitik

Umstrittener Tweet: Merz nimmt Lauterbachs Entschuldigung nicht an

Alkoholsucht

Cannabidiol reduziert offenbar das Verlangen nach Alkohol

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Suche nach Alternativen

Marktrücknahme von Humaninsulinen: Das sind Ihre Optionen

Lesetipps
Das Logo der Weltgesundheitsorganisation ist am Hauptsitz der WHO in Genf zu sehen.

© Anja Niedringhaus/AP/dpa

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Wer zahlt den Preis? Die globalen Folgen des WHO-Austritts der USA

Zeigt sich empört über Tweet des Gesundheitsministers: CDU-Chef Friedrich Merz am Mittwoch im Deutschen Bundestag.

© Michael Kappeler/dpa

Streit um Migrationspolitik

Umstrittener Tweet: Merz nimmt Lauterbachs Entschuldigung nicht an

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung