2. Preis Charity Award 2019
Hilfe für Patienten ohne Versicherung
Mit dem zweiten Preis des Charity Award 2019 ehrte Springer Medizin das „Hilfswerk Zahnmedizin“ aus München, das Menschen ohne Krankenversicherung eine kostenfreie Notfallbehandlung und zahnmedizinische Grundversorgung ermöglicht.
Veröffentlicht:Wer Zahnschmerzen hat, geht zum Zahnarzt. Allerdings finden dort nur jene Hilfe, die am Empfang eine Gesundheitskarte vorweisen können. Um auch Menschen ohne Krankenversicherung eine adäquate zahnmedizinische Versorgung zu bieten, haben sich 2011 in München Zahnmediziner zum Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e.V. zusammengeschlossen und seither mehr als 1500 Patienten kostenlos behandelt. Dafür sind die ehrenamtlich tätigen Zahnärzte mit dem 2. Preis der Charity Awards ausgezeichnet worden.
Seit 2009 herrscht in Deutschland die allgemeine Versicherungspflicht. Gut zehn Jahre später gibt es bundesweit dennoch noch immer etliche Menschen ohne Krankenversicherung. Laut Mikrozensus sind es etwa 80.000, Hilfsorganisationen wie „Ärzte der Welt“ gehen aufgrund der hohen Dunkelziffer von mehreren Hunderttausend Unversicherten aus. Dazu zählen Obdachlose, Geflüchtete, illegal in Deutschland lebende Menschen und osteuropäische EU-Ausländer. Laut Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e.V. sind auch immer mehr Deutsche betroffen: Viele ihrer Klienten seien Selbstständige, die ihre privaten Versicherungsbeiträge nicht mehr bezahlen könnten und daher den Leistungsanspruch ihrer Kasse verloren hätten.
In Bayern, insbesondere im Großraum München, arbeiten unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) Dutzende von Zahnmedizinern, Laboranten und Helfern daran, die Versorgungslücke für Menschen ohne Krankenversicherung zumindest im Bereich der Zahnmedizin zu schließen. Eigens dafür wurde 2011 im Malteserhaus im Münchener Stadtteil Berg-am-Laim eine kleine zahnärztliche Praxis eingerichtet, in der rund zehn ehrenamtlich tätige Dentisten im Wechsel ihre Dienste anbieten. Eine zahnmedizinische Fachangestellte und eine Krankenpflegerin, deren Anstellung durch Spenden und Zuschüsse der Malteser Migranten Medizin finanziert wird, komplettieren das Team.
Sprechstunde ist derzeit an zwei Tagen die Woche für jeweils drei Stunden, ein Angebot, das bald um einen weiteren Tag aufgestockt werden soll. Darüber hinaus versorgen die ehrenamtlich für den Verein tätigen Zahnärzte Nichtversicherte auch in ihren eigenen Zahnarztpraxen. Ihr Netzwerk erstreckt sich inzwischen auf 50 bayerische Orte, darunter Ingolstadt, Nürnberg und Würzburg. Angestrebt wird, in jedem Landkreis zumindest eine ehrenamtlich betriebene Zahnarztpraxis anbieten zu können. Auch zahntechnische Labore haben sich dem Hilfswerk angeschlossen. Sie produzieren etwa gratis oder zum Materialpreis Prothesen.
Neben der Linderung akuter Zahnschmerzen liegt der Behandlungsschwerpunkt auf Notfallmaßnahmen. Das Gesamtspektrum reicht von Zahnextraktionen bis zu zahnerhaltenden Maßnahmen wie Wurzelbehandlungen und Zahnfüllungen. Seit Inbetriebnahme der Praxis haben die dort tätigen Zahnärzte mehr als 3000 Behandlungen vorgenommen und so mehr als 1500 Patienten versorgt. Die meisten Patienten kommen aus dem osteuropäischen Ausland, insbesondere aus Rumänien und Bulgarien. Aber auch die Zahl deutscher Patienten sowie die Zahl Hilfesuchender aus anderen EU-Ländern wie Österreich, Italien und Spanien ist gestiegen. Seit 2015 unterstützt das Hilfswerk auch Geflüchtete. Acht Prozent der Patienten kommen aus Afrika, fünf Prozent aus Asien, drei Prozent aus Mittel- und Südamerika. (smi)
Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e.V.
c/o Bayerische Landeszahnärztekammer
Flößergasse 1, 81369 München
Telefon 089 230211-364, Email: hzbayern@blzk.de
Weitere Informationen: www.hilfswerk-zahnmedizin-bayern.de