Nach Messerattacke

Hunderte nehmen Abschied von Hausarzt

In einem Trauermarsch haben in Offenburg mehrere hundert Menschen des getöteten Hausarztes gedacht. Das Gefühl anderer Ärzte bewegt sich zwischen Angst vor ähnlichen Angriffen und "jetzt erst recht.

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An dem Trauermarsch beteiligten sich Kollegen, Patienten und Bürger aus Offenburg.

An dem Trauermarsch beteiligten sich Kollegen, Patienten und Bürger aus Offenburg.

© Karlheinz Bayer

OFFENBURG. Knapp eine Woche nach dem gewaltsamen Tod des Hausarztes Dr. Joachim T. in Offenburg (Ortenaukreis) haben am Mittwoch viele Menschen bei einem Trauermarsch durch die Stadt des Getöteten gedacht. Unter den Teilnehmern – nach Zählung eines dpa-Reporters rund 400 – waren am Mittwoch auch viele Geflüchtete.

Die Polizei sprach von 300 Teilnehmern. Sie trafen sich vor einer Flüchtlingsunterkunft und zogen zur Praxis des getöteten 51-Jährigen, wo sie Rosen niederlegen wollten. Mehrere Flüchtlingsorganisationen hatten dazu aufgerufen.

Lesen Sie dazu auch: Plädoyer eines Arztes: Gewaltsamen Tod eines Kollegen nicht instrumentalisieren!

"Es geht uns darum, in aller Stille und fernab aller politischen Ziele unsere Solidarität mit dem Opfer und seinen Angehörigen zu zeigen", sagte Heribert Schramm von der Flüchtlingshilfe Rebland. Der Hausarzt war am vergangenen Donnerstag in seiner Praxis erstochen worden, eine Arzthelferin wurde bei dem Angriff verletzt.

Die Polizei nahm wenig später einen 26 Jahre alten Asylbewerber aus Somalia fest. Er sitzt unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Die Polizei teilte mit, es werde noch untersucht, ob er zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss stand. Das Motiv der Tat ist weiterhin unklar, der Verdächtige hat sich immer noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

"Aufgewühlt, bestürzt"

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg erreichen unterdessen zahlreiche Anrufe und Zuschriften besorgter Kollegen. "Die Ärzteschaft ist aufgewühlt, zutiefst erschrocken und bestürzt", sagte Kammerpräsident Dr. Ulrich Clever. Die Kollegen in Offenburg seien sehr engagiert, die Familie des Getöteten zu unterstützen und dessen Patienten zu versorgen.

Die Ärzte diskutierten, mit welchen Vorkehrungen sich derartige Angriffe vermeiden ließen. Ob Ärzte sich in Folge der Tat nun verstärkt aus der Flüchtlingshilfe zurückziehen, sei unklar, sagte Clever. Das Gefühl der Ärzte bewege sich zwischen Angst vor ähnlichen Angriffen und "jetzt erst recht". (dpa)

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