Nordrhein-Westfalen
Ob Hochwasserschäden abgesichert sind, hängt vom Einzelfall ab
Auch in NRW wurden Arztpraxen von Wassermassen stark beschädigt. Um sich zum Beispiel beim HDI gegen Überschwemmungen abzusichern, ist eine individuelle Risikoprüfung erforderlich.
Veröffentlicht:Köln. Überflutete Keller, eingestürzte Gebäude, großflächige Stromausfälle – das Sturmtief „Bernd“ hat in einigen Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. Der Starkregen traf vor allem Städte in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und forderte zahlreiche Todesopfer.
Auch Arztpraxen haben mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen. „Unsere Serviceteams wurden seit gestern von einigen unwettergeschädigten Praxen aus Nordrhein kontaktiert“, erklärte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo). „Betroffene Praxen gaben etwa an, kurzfristig nicht wie geplant öffnen zu können oder erreichbar zu sein.“
Die alternative Versorgung konnte nach Angaben der KVNo über die kollegiale Vertretung sichergestellt werden, bei der auf andere niedergelassene Ärzte aus der näheren Umgebung verwiesen wird.
Unwetterkatastrophe
Hochwasser: Komplette Praxis versinkt in den Fluten
Einzelne Bausteine
Ob die durch den Starkregen entstandenen Schäden an der Einrichtung abgesichert sind, hängt vom Einzelfall ab. Über Inhaltsversicherungen können sich Arztpraxen gegen Elementargefahren wie Überschwemmung, Erdbeben oder Lawinen versichern. Allerdings ist nicht in jeder Police das Risiko einer Überschwemmung automatisch mitversichert.
So bietet der Hannoveraner Versicherer HDI Arztpraxen eine modular aufgebaute Praxisversicherung an. Hierbei können Kunden einzelne Versicherungsbausteine zusammenstellen. Die Basis bildet eine Mehr- oder Allgefahrendeckung, die um Bausteine wie Vertrauensschaden, Rechtsschutz oder Überschwemmungen ergänzt werden kann.
Hochwasser
Evakuierungen, Sorgen, Hilfsbereitschaft
Um sich bei HDI gegen Überschwemmungen abzusichern, ist eine individuelle Risikoprüfung erforderlich. Wenn Praxen beispielsweise in der Nähe eines Flusses gelegen sind, der in der Vergangenheit bereits übers Ufer getreten ist, kann der Antrag vom Versicherer abgelehnt werden, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.
Dem Klinikum Leverkusen wurde die Nähe zu einem Fluss jetzt zum Verhängnis. Neben dem Krankenhaus verläuft die Dhünn – ein etwa 40 Kilometer langer Fluss, der aufgrund des Dauerregens übergelaufen war. Das Hochwasser hatte an zwei Trafos des Klinikums einen Kurzschluss ausgelöst, woraufhin der Strom ausfiel.
468 Menschen aus Klinik evakuiert
Nach Angaben des Klinikums mussten 468 Menschen evakuiert und in benachbarte Krankenhäuser verlegt werden. Alle für Donnerstag geplanten Operationen, Termine und Eingriffe seien abgesagt worden. „Die medizinischen Geräte der Intensivstationen mussten teilweise mit Akkus betrieben werden“, teilte das Klinikum der Nachrichtenagentur dpa mit. Wie lange der Ausnahmezustand andauern wird, ist noch unklar.
Wie viel „Bernd“ die Versicherungswirtschaft kosten wird, steht ebenfalls noch nicht fest. „Es zeichnet sich ab, dass sich dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zu einem der schadenträchtigsten seit 2013 entwickeln könnte“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Bereits im Juni hätten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht. „Eine aktuelle Schadenschätzung werden wir voraussichtlich in der nächsten Woche vorliegen haben“, so Asmussen. (kdc)