Pharmazeutische Spürnase für alte Düfte
Pharmazeuten und Mediziner der Uni Bonn haben sich auf die Spurensuche in die ägyptische Vergangenheit der Pharaonin Hatschepsut gemacht.
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Granitbüste der Pharaonin Hatschepsut (1450 v.Chr.) im Ägyptischen Museum in Berlin: Offenbar war sie eine pharmazeutische Spürnase.
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Schon die alten Ägypter begeisterten sich für wohlriechende Düfte. Das beweisen Parfumfläschchen aus dieser Zeit. Davon zeigt das Ägyptische Museum der Uni Bonn in seiner Dauerausstellung ein besonders gut erhaltenes Exemplar. Der 3500 Jahre alte Flakon hat vermutlich der Pharaonin Hatschepsut gehört, Stiefmutter des Thutmosis III, die ab etwa 1479 v. Ch. in Ägypten regierte.
Da der Flakon ungewöhnlich gut erhalten ist, erschien es Archäologen des Bonner Museums lohnend, das filigrane keramische Fläschchen an der Uniklinik im CT durchleuchten zu lassen. Als darin eingetrocknete Reste einer Flüssigkeit sichtbar wurden, war die Neugier der Wissenschaftler geweckt: War der Inhalt das Parfüm der machtbewussten Pharaonin? Und lässt sich der Duft vielleicht sogar rekonstruieren?
Das wäre eine Weltsensation. "Wir halten es für wahrscheinlich, dass es als einen Bestandteil Weihrauch enthielt - den Duft der Götter", so die erste Mutmaßung des Museumskurators Michael Höveler-Müller.
HNO-Ärzte der Uniklinik nahmen daraufhin vorsichtig Proben aus dem antiken Flakon und ließen ihn von Pharmazeuten chemisch analysieren. Nach gut einem Jahr Arbeit lagen in diesem Frühjahr die Ergebnisse vor. Danach ist nicht von einem Parfum nach heutigen Maßstäben auszugehen.
Für den Pharmazeuten Helmut Wiedenfeld, der mit seinem Team die Probe untersucht hat, spricht vieles eher für eine Art Pflegelotion als Inhalt oder einen Badezusatz mit Palmöl als wesentlichem Bestandteil. Möglicherweise wurden aber verschiedene Öle zu einem duftenden Gemisch vereint. Auch eine Medizin ist denkbar, da die Pharaonin an Arthritis litt. Die Hoffnung auf eine Rekonstruktion der Rezeptur wurde allerdings zerschlagen. (run)