Ungewöhnliche Kooperation

Röntgen-Experten untersuchen Silberschatz

Radiologen der Marburger Universitätsklinik unterstützen Archäologen dabei, Funde digital zu restaurieren.

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Professor Félix Teichner (von links) und Tobias Heuwinkel vom Vorgeschichtlichen Seminar sowie Professor Andreas Mahnken vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg.

Professor Félix Teichner (von links) und Tobias Heuwinkel vom Vorgeschichtlichen Seminar sowie Professor Andreas Mahnken vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg.

© UMR/Vorgeschichtliches Seminar

Marburg. Wie gelangte ein 1700 Jahre alter Silberschatz aus Gallien in eine Felsspalte mitten im Westerwald? Das untersuchen die Archäologen derzeit mithilfe der Spezialisten von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Marburg.

Dort arbeitet Professor Andreas Mahnken mit seinem Team bereits seit Jahren mit dem Vorgeschichtlichen Seminar der Uni Marburg zusammen, um archäologische Objekte mit radiologischen Verfahren wie Röntgen und Computertomographie zu analysieren.

Aktuell geht es um einen Silberschatz mit 3.000 römischen Silbermünzen und 250 filigranen Silberfragmenten, die 2024 in einer Felsspalte bei Herschbach im Niemandsland des Westerwaldes entdeckt wurden.

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Die Münzen vom Typ Antoninan wurden in den Jahren um 270 nach Christus geprägt. Bei den Fragmenten handelt es sich um hauchdünne Bleche mit einem Gesamtgewicht von 450 Gramm. Das größte dieser reich verzierten Stücke ist 16 Zentimeter lang, mehrfach verbogen und wiegt 83 Gramm.

Wegen der Deformationen und der Zerstückelungen konnten die Forscher den Silberschatz bislang nicht detailliert untersuchen. Auch die Verzierungen konnten nicht dokumentiert werden.

Virtuelle Rekonstruktion beschädigter Artefakte möglich

Jetzt erhoffen sich die Archäologen von den Medizinern dreidimensionale Modelle, mit denen die Funde „digital restauriert“ werden können. Mit den nicht-invasiven radiologischen Verfahren können die Wissenschaftler nämlich auch in die nicht sichtbaren Strukturen des Silberschatzes blicken.

Zudem machen die Bildverarbeitungstechniken die virtuelle Rekonstruktion beschädigter Artefakte möglich. „Bislang haben wir keine genaue Idee, wie die ursprüngliche Form der Stücke überhaupt ausgesehen haben könnte“ sagt Professor Felix Teichner vom Vorgeschichtlichen Seminar der Marburger Philipps-Universität: „Wenn es uns gelingt, die Silberfragmente digital zu entfalten und anschließend virtuell zusammenzusetzen, kann die ursprüngliche Form der zerstörten Objekte rekonstruiert und hoffentlich ihre genaue Funktion geklärt werden.“

Dann lasse sich vielleicht auch die Frage beantworten, wie die wohl aus dem Inneren der römischen Provinz Gallien stammenden Funde über die damalige Grenze in den Westerwald gelangten. Geborgen wurde der Schatz nämlich auf der germanischen Seite – rund 20 Kilometer jenseits der Grenze zum römischen Reich.

In der Marburger Uni-Klinik für Radiologie nutzt Professor Andreas Mahnken mit seinem Team die wenigen Zeitfenster zwischen den medizinischen Untersuchungen, um die Silberfragmente zu analysieren. Da die aktuellen Programme auf die Medizin ausgelegt sind, ist die Nachbearbeitung der Bilddaten aufwändig. Doch die beiden Fachdisziplinen kooperieren schon lange. So wurden zuletzt die Mumien aus den Sammlungen der Marburger Universität auf diese Weise untersucht. (coo)

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