Spanien

Twitter-Grüße als Corona-Therapiehilfe

Hier waren die sogenannten Social Media mal wirklich „social“: Tausende Botschaften gaben einem 79-jährigen Corona-Patienten Kraft zum Weiterleben.

Manuel MeyerVon Manuel Meyer Veröffentlicht:
Über Twitter rief der spanische Arzt Carlos Hernández dazu auf, Nachrichten für seinen 79-jährigen Corona-Patienten zu schicken - als Mutmacher.

Über Twitter rief der spanische Arzt Carlos Hernández dazu auf, Nachrichten für seinen 79-jährigen Corona-Patienten zu schicken - als Mutmacher.

© alexander kirch / Getty Images / iStock

Madrid. Pedro Carvajal wollte nicht mehr kämpfen. Seit 46 Tagen lag der 79-jährige Rentner aus der südspanischen Extremadura bereits mit einer schweren COVID-19-Infektion im Krankenhaus und sein Gesundheitszustand wollte sich einfach nicht verbessern. Depressionen überkamen ihn.

Die Einsamkeit machte ihn kaputt. Die Familie fehlte ihm. Als dann auch noch der fünfte PCR-Test positiv ausfiel, wollte Pedro aufgeben. „Bevor das so weitergeht, möchte ich lieber sterben“, sagte er seiner Tochter Loli am Telefon.

Auch dem behandelnden Arzt Carlos Hernández wurde klar, dass sich Pedro am Limit befand. So entschied er sich zu einem Alarmaufruf in den sozialen Medien. „Ich habe einen 79 Jahre alten Patienten, der nun zum fünften Mal positiv auf COVID-19 getestet worden ist und nach 46 Tagen im Krankenhaus das Handtuch schmeißen will. Wenn Ihr mir Botschaften schicken könntet, um ihm Mut zuzusprechen, würde ich sie ihm weiterleiten“, schrieb der junge Familienarzt auf seinem Twitter-Account.

Tweets aus aller Welt

Er rechnete mit ein paar Dutzend Rückmeldungen. Doch nach wenigen Stunden gingen bereits 300 Tweets und Facebook-Botschaften ein. Am nächsten morgen waren es bereits 1500. Nach wenigen Tagen waren es 15 .000! Der Hilfeaufruf ging viral. Es kamen sogar Mails und Tweets aus Mexiko, Kolumbien, Island, Japan, Marokko, China, Kanada oder Peru. In lokalen Radiosendern schickten Menschen Pedro Besserungswünsche.

„Hallo Pedro, ich bin ein Jahr älter als Du und ich möchte Dich daran erinnern, dass unsere Generation eine Kämpfergeneration ist. Wir haben niemals das Handtuch geworfen, selbst in der schweren Nachkriegszeit nicht. Ich möchte Dich und Deine Frau diesen Sommer zu uns nach Benidorm einladen, um Dich fest zu drücken“, schrieb ein Pedro vollkommen Fremder aus der spanischen Küstenstadt.

Video aus dem Heimatdorf

Die spanische Polizei schickte ihm Grüße, Durchhalteparolen und sogar ein Video aus einem Polizeihubschrauber, auf dem Pedros Dorf Villafranco del Guadiana zu sehen ist.

Ein Spanier aus Lloret de Mar schrieb Pedro, dass auch sein Vater, Diabetiker und 72 Jahre, schwer an COVID-19 erkrankt war: „Nach zehn Tagen hatte ich mich schon darauf eingestellt, mich von ihm zu verabschieden. Doch dann erholte er sich. Ihr seid eine Kämpfergeneration. Bleibt mutig und zuversichtlich. Auch Du wirst dieses Virus besiegen“.

Tochter liest Texte vor

„Ich war überwältigt von den Nachrichten und dieser Anzahl an Rückmeldungen. Ich druckte Hunderte von ihnen aus und gab sie Pedros Tochter, damit diese sie ihm am Telefon vorlesen konnte“, berichtete Arzt Hernández der Tageszeitung El País. Der 79-jährige Rentner, der sein Leben lang in einer Tomatenfabrik arbeitete und in seinem 1500 Seelen-Dorf lebte, wusste gar nicht wie ihm geschieht.

Der Hilferuf seines Arztes zeigte Wirkung. Pedro fasste wieder Mut, weiter gegen das Coronavirus anzukämpfen. Nur knapp eine Woche später erhielt er die gute Nachricht. Der sechste PCR-Test fiel endlich negativ aus. Nach 53 Tagen und 15 .000 Durchhaltebotschaften konnte er Anfang Mai das Krankenhaus verlassen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Aktuelle Umfrage

Patienten vertrauen offiziellen Seiten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung