Fußball
Vorerst keine rote Karte für Kopfbälle
Kopfbälle im Fußball sind ein Risikofaktor für Hirnveränderungen, bestätigt Neurologe Professor Claus Reinsberger vom Deutschen Fußball-Bund. Ein grundsätzliches Verbot aus medizinischen Gründen soll es aber nicht geben.
Veröffentlicht:Frankfurt/Main. Ein grundsätzliches Verbot von Kopfbällen im Fußball aus medizinischen Gründen ist beim Deutschen Fußball-Bund derzeit kein Thema.
„Ich würde sicherlich nicht anfangen, im Erwachsenenfußball grundsätzlich vom Kopfball abzuraten. Ich sehe auch nicht, dass wir in absehbarer Zukunft da irgendetwas wie ein Kopfballverbot haben werden“, sagte Tim Meyer, Teamarzt der Deutschen Nationalmannschaft und Leiter der medizinischen Kommission des DFB, bei einer Presserunde.
Gehirnerschütterungen könnten zwar vereinzelt bei Kopfbällen auftreten, sagte Meyer. Meistens sei es nicht der Ball, der diese Gehirnerschütterung auslöst, sondern der Kontakt mit dem Kopf des Gegners, der Schulter, der Pfosten oder dem Boden.
„Kopfbälle ein Risikofaktor für Hirnveränderungen“
Professor Claus Reinsberger, Neurologe und Mitglied in der medizinischen Kommission des DFB, wies auf unterschiedliche Studien hin, die es zur Gefahr von Kopfbällen gibt: „Bei den meisten Studiendesigns gibt es sowohl positive als auch negative Studien. Wir wissen, dass Kopfbälle ein Risikofaktor sind für Hirnveränderungen. Aber wir wissen auch, dass Kopfbälle durchaus mit positiven Veränderungen im Gehirn assoziiert sein können.“
Zuletzt war immer wieder ein Zusammenhang zwischen verschiedenen wiederkehrenden Kopfverletzungen im Sport und neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer vermutet worden. Eine schottische Studie hatte 2019 ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung an Demenz oder Alzheimer bei Fußballern festgestellt. In England, Schottland und Nordirland gibt es seit Anfang 2020 ein Verbot von Kopfbällen im Training von Kindern unter elf Jahren. Profi-Fußballern dort wird im Training eine geringe Anzahl von Kopfbällen empfohlen. (dpa)