Lauterbachs Bürgertest-Pläne
Weigeldt: „Neue Corona-Testverordnung ist ein Bürokratiemonster“
Ab Juli müssen Bürger bei anlasslosen Corona-Tests zuzahlen. Die neue Regelung verärgert die Hausärzte. Sie wollen nicht Geldeintreiber eines überforderten Staates sein.
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Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender vom Deutschen Hausärzteverband, aufgenommen im Garten seines Hauses.
© Sina Schuldt/picture alliance
Berlin. Massive Kritik an den geplanten Änderungen der Testverordnung übt der Deutsche Hausärzteverband. „Die nun vorgelegte Verordnung ist ein Bürokratiemonster mit zum Teil haarsträubenden Regelungen“, kommentierte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt die Pläne aus dem Gesundheitsministerium.
Am Freitag hatte Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach das Ende der Gratis-Bürgertests verkündet. Nur noch zum Beispiel für vulnerable Gruppen sollen diese kostenlos sein. Wer zum Beispiel am gleichen Tag noch eine Veranstaltung in Innenräumen oder Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen besuchen will, soll eine Eigenbeteiligung von drei Euro entrichten. Für alle anderen würden demnach die vollen Preise fällig.
Neue Verordnung
Für Corona-Bürgertests ist ab Juli ein Eigenanteil fällig
„Kann eigentlich nur ein Scherz sein!“
Für Weigeldt sind die Pläne nicht zu Ende gedacht. „Dass die Hausärzte nun allen Ernstes gezwungen werden sollen, eine Barkasse einzurichten und von ihren Patienten für manche Tests drei Euro zu kassieren. Kann eigentlich nur ein Scherz sein“, sagte Weigeldt am Montag. Hausärztinnen und Hausärzte seien nicht die Geldeintreiber eines überforderten Staates.
Es sei nicht die Aufgabe von Ärzten und Praxisteams, zu kontrollieren, ob jemand am Abend ein Konzert besuche und deshalb anspruchsberechtigt sei. Die vorgesehenen Selbsterklärungen führten zu Zettelwirtschaft und zeitraubenden Unklarheiten, mit denen sich die MFA an den Empfangstresen auseinandersetzen müssten.
Nur vier Stunden Zeit für die Stellungnahme
Viele dieser Fehler wären vermeidbar gewesen, wenn man die ärztlichen Verbände, die dies umsetzen sollen, eingebunden hätte. Stattdessen habe man den stellungnahmeberechtigten Organisationen gerade vier Stunden Zeit eingeräumt, um auf die Pläne zu reagieren.
Scharfe Kritik an den Plänen hatten am Wochenende auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und weitere Ärzteverbände geäußert. Die KBV forderte gleich die komplette Einstellung der Bürgertests.