Wenn Eltern Krebs haben: Offen mit Kindern darüber reden

Bei der Diagnose Krebs gerät nicht nur das eigene Leben aus den Fugen, sondern auch das der Familie. Ein Verein will Eltern und deren Kinder in dieser Situation unterstützen.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
"Kommt der Krebs, weil ich böse war?" Wenn Eltern an Krebs leiden, ist dies keine ungewöhnliche Frage von Kindern.

"Kommt der Krebs, weil ich böse war?" Wenn Eltern an Krebs leiden, ist dies keine ungewöhnliche Frage von Kindern.

© Hilfe für Kinder krebskranker Eltern

FRANKFURT/MAIN. Wer Kinder hat, ist versucht, seine Krankheit vor ihnen geheim zu halten oder zu verharmlosen, mitunter mit gravierenden Folgen. Hier setzt der Verein "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern" an.

"Warum hast du Krebs gekriegt?"

Der 1997 von Ärzten der Strahlenklinik Offenbach am Main sowie betroffenen Eltern gegründete gemeinnützige Verein hilft bundesweit Kindern und Eltern dabei, die aus einer Krebserkrankung resultierenden Sorgen, Ängste und Probleme zu bewältigen.

"Warum hast du Krebs gekriegt?", "Kommt der Krebs, weil ich böse war?", "Musst du jetzt sterben?": Fragen wie diese werden von Kindern häufig gestellt, wenn ihre Mutter oder ihr Vater an Krebs erkranken. Manche Kinder reagieren auch mit Rückzug oder äußern Gedanken, die mit der neuen Situation scheinbar nichts zu tun haben, sich bei näherer Betrachtung jedoch darauf zurückführen lassen.

Professor Nikolaos Zamboglou, Chefarzt der Strahlenklinik am Klinikum Offenbach und Vorsitzender des Vereins "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern", rät allen Betroffenen zu einem offenen Umgang mit der Erkrankung. Heimlichtuerei schade den Kindern, da sie sich in ihrer Phantasie oft mögliche Ursachen für die plötzlichen Veränderungen innerhalb der Familie zurechtlegten.

Die Wahrheit kann Kindern helfen, die Bedrohung einzuschätzen

Häufig dächten Eltern und vor allem Großeltern auch, dass man die Kinder oder Jugendlichen nur unnötig belaste, wenn man mit ihnen über die Krankheit der Mutter oder des Vaters spricht. Das Gegenteil ist der Fall, so die Erfahrung der Offenbacher Experten.

Die Wahrheit helfe Kindern, das Bedrohliche besser einzuordnen. Dabei sei wichtig, die Krebs-Erkrankung nicht zu bagatellisieren oder etwas zu versprechen, das sich am Ende nicht halten lässt.

Tipps wie diese hat der Verein "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern", der bundesweit erste seiner Art, in einer Broschüre zusammengestellt, die Betroffene kostenlos anfordern können.

Darüber hinaus werden nach telefonischer Terminabsprache Gespräche und Beratungen durch eine erfahrene Psychotherapeutin angeboten (bis zu zehn Sitzungen ebenfalls unentgeltlich) sowie Vorträge zu verschiedenen Aspekten des Themas.

150.000 bis 200.000 Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung

Im Jahr 2009 haben die Offenbacher Experten ihr Angebot um spezielle Wochenendseminare im Familienferiendorf Hübingen (Westerwald) erweitert, die Raum für die Begegnung und den Austausch mit anderen betroffenen Familien bieten.

Laut Robert-Koch-Institut sind jährlich 150.000 bis 200.000 Kinder und Jugendliche neu von einer Krebserkrankung der Eltern betroffen. Sie alle benötigen Unterstützung. Je eher, desto besser.

"Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e. V.", Geschäftsführung: Dr. Lida Schneider, Telefon 069-67724504, www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de

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