„ÄrzteTag“-Podcast
Virologe zum Streit über Corona-Maßnahmen: „Kindergartenniveau!“
„Der alleinige Blick durch die virologisch-epidemiologische Brille war falsch“, sagt der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit. Im „ÄrzteTag“-Podcast kritisiert er eine Falschaussage eines SPD-Politikers, den Streit auf „Kindergartenniveau“ und die Rolle der Leopoldina. Aber er sieht auch viel Gutes – und hat eine Liebeserklärung.
Veröffentlicht:Deutschland hat in der Corona-Krise vieles richtig gemacht, sagt der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit. Den Forscher vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut hat besonders das Vertrauen der Bürger in die Wissenschaft beeindruckt: „Ich fand das einfach toll, dass so viele Menschen der Wissenschaft vertraut haben“, sagt er in dieser „ÄrzteTag“-Episode.
Er warnt aber, dass das Bild kippen könnte. Denn im Moment werde über die Corona-Maßnahmen auf „Kindergartenniveau“ gestritten, es finde eine Lagerbildung statt. „Diese Spaltung ist hoch problematisch.“
Und selbst er als Virologe sagt: „Der alleinige Blick durch die virologisch-epidemiologische Brille war von Anfang an falsch.“ Mehr und mehr würden jetzt die Nebenwirkungen des Lockdowns sichtbar, die „für viele dramatisch spürbar sind“. Es brauche einen „ganzheitlichen“ Blick. Auch die Grundrechte dürften nicht so einfach unter die Räder kommen.
Die Politik sollte nicht nur auf einzelne Forscher hören oder mit ihnen prominent in der Öffentlichkeit auftreten – sie sollte künftig von einem Expertengremium beraten werden, fordert er. Dort sollten aus seiner Sicht auch andere Experten wie Pädagogen eingebunden sein. An der Rolle der Leopoldina in dieser Krise, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, lässt Professor Jonas Schmidt-Chanasit kein gutes Haar: „Das war sehr eingeengt, die Zusammensetzung war alles andere als ausgewogen.“
Und auch an dem SPD-Politiker Professor Karl Lauterbach äußert er Kritik – und wirft ihm „ganz klar eine Falschbehauptung“ vor. (Dauer: 26:49 Minuten)