Deutsche Apothekerverbände

Acht Punkte gegen Lieferengpässe

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Berlin. Scharfe Regeln gegen die zunehmenden Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln fordert auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Am Dienstag einigte sich der Geschäftsführende Vorstand auf einen Acht-Punkte-Katalog. Demnach sollen Hersteller und Großhandel verpflichtet werden, Lieferengpässe bekannt zu machen. Aller Beteiligten sollen in ein zentrales Informationssystem eingebunden werden. Zudem fordert die ABDA, dass die Kassen bei Rabattverträgen Zuschläge an mehrere Hersteller erteilen müssen.

Weiter sollen nach den Vorstellungen der Apothekerverbände die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln wieder verstärkt in der EU mit ihren Umweltschutz- und Sozialstandards stattfinden. Patienten sollen vor Zuzahlungen wegen Lieferengpässen geschützt sein. Apotheken wiederum sollen Rechtssicherheit vor Retaxationen wegen Lieferengpässen erhalten und für ihren Aufwand beim Management der Engpässe honoriert werden.

Zu guter Letzt will die ABDA eine Beschränkung von Exporten versorgungsrelevanter Arzneimitteln erreichen. „Die Lieferengpässe in den Apotheken nehmen immer größere Ausmaße an“, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Dienstag. Wenn Patienten mit ständig wechselnden Präparaten konfrontiert oder auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden müssten, führe das zu Verunsicherung und könne das Therapieergebnis verschlechtern, sagte Schmidt.

Eu-Aktivitäten gegen Lieferenpässe

Auf europäischer Ebene gibt es bereits seit geraumer Zeit Aktivitäten gegen drohende Lieferengpässe. Im März 2019 haben 20 Abgeordnete des Europäischen Parlaments (Liberale, Europäische Volkspartei, Sozialdemokraten) erneut drastische Eingriffe in den Markt gefordert.

„Wer in Europa verkaufen will, sollte auch in Europa produzieren“, lautet eine ihrer drei Kernforderungen zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Die beiden weiteren sind die nach einer obligatorischen Meldepflicht und die nach Mehrfachvergabe. Formuliert haben die Abgeordneten ihre Forderungen in einem Brief an die Europäische Kommission.

Diese Forderungen unterstützt die Deutsche Gesellschaft für onkologische Pharmazie (DGOP). „Ein grundsätzliches Umdenken in der Gesundheitspolitik und die Umsetzung unserer Mindestforderungen sind notwendig“, sagte DGOP-Präsident Klaus Meier.

Die 8 Punkte in Kürze

  • Verpflichtende Bekanntgabe von Lieferengpässen durch Unternehmen und Großhandel
  • Einbindung sämtlicher Akteure in ein zentrales Informationssystem
  • Mehrfachvergaben von Rabattverträgen mit mehreren Wirkstoffherstellern
  • Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards verstärkt in der EU
  • Keine höheren Aufzahlungen für Patienten wegen Festbeträgen und Zuzahlungen bei Lieferengpässen
  • Definierte Spielräume beim Management von Lieferengpässen und Rechtssicherheit der Apotheken vor Retaxationen
  • Honorierung des Mehraufwands in Apotheken
  • Beschränkung von Export versorgungsrelevanter Arzneimitteln bei Lieferengpässen
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Regierung muss sich wirtschaftlicher Schieflage annehmen

ABDA: Es darf keinen Stillstand geben

Pharmahandel

Apothekenzahl anhaltend auf Talfahrt

Kommentare
Leere Wartezimmer: Vor allem alte Menschen und chronisch Kranke, haben sich als Risikopatienten zeitweise nicht mehr in die Praxen getraut.

© ArtmannWitte / Alamy / mauritius images

Gesundheitswesen im Corona-Schock: eine erste Bilanz

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger