Booster-Impfungen

Ärzte fürchten Corona-„Impfansturm“ auf Praxen

Wer soll nun Corona-Auffrischimpfungen erhalten? Gesundheitsminister Spahn empfiehlt das Boostern für alle, der Hausärzteverband verweist auf den Vorrang vulnerabler Gruppen. Die STIKO stellt eine Empfehlung für Booster-Impfungen für Bürger ab 18 Jahren in Aussicht.

Veröffentlicht:
STIKO-Vorsitzender Thomas Mertens deutet eine baldige Ausweitung der Booster-Empfehlung gegen COVID-19 an.

STIKO-Vorsitzender Thomas Mertens deutet eine baldige Ausweitung der Booster-Empfehlung gegen COVID-19 an.

© Bernd von Jutrczenka / dpa

Berlin. Der Deutsche Hausärzteverband warnt vor einem Verteilungskampf bei den Corona-Auffrischimpfungen. „Vor allem bei weniger gefährdeten jüngeren gesunden Menschen ist es nach den bisherigen medizinischen Erkenntnissen nicht erforderlich, auf den Tag genau nach sechs Monaten eine Booster-Impfung durchzuführen“, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Schutz insbesondere vor schweren Verläufen bestehe auch darüber hinaus.

Beim Wunsch nach rascher Booster-Impfung sei zu berücksichtigen, „dass dies möglicherweise zu Lasten von vulnerablen Patienten erfolgen würde“, so der Mediziner. Zudem hätten viel zu viele Menschen noch nicht einmal die Erstimpfung erhalten.

Vor Ablauf der Sechs-Monatsfrist?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Sechs-Monatsfrist einer COVID-Auffrischungsimpfung nicht in Stein gemeißelt sehen: „Der gemäß Zulassung vorgesehene Abstand von sechs Monaten zur vollständigen Immunisierung bei Personen ab 18 Jahren ist als zeitliche Richtschnur zu verstehen, der natürlich nicht tagesgenau einzuhalten ist“, heißt es in einem Schreiben des geschäftsführenden Ministers und des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen.

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Weigeldt übte scharfe Kritik an der Vorbereitung der Auffrischungsimpfungen: Der Start der Booster-Impfungen für alle Altersgruppen sei verkündet worden, ohne dass klar sei, wie die Auffrischungsimpfungen effektiv organisiert werden könnten. „Das müssen die Hausarztpraxen jetzt ausbaden“, so Weigeldt.

STIKO deutet neue Empfehlung an

Unterdessen geht der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI, Professor Thomas Mertens, davon aus, dass die Kommission eine Empfehlung für Booster-Impfungen ab 18 Jahren abgeben wird. Am Dienstagabend kündigte Mertens in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz an, die STIKO werde am Mittwoch erneut darüber beraten. Bislang empfiehlt das Gremium eine Auffrischungsimpfung unter anderem Menschen ab 70 Jahren und gefährdeten Menschen.

Mertens betonte in der ZDF-Sendung, dass im Augenblick nur etwa elf Prozent der über 60-Jährigen eine Booster-Impfung bekommen hätten. In Bezug auf Bekannte und Freunde in seinem Alter sagte Mertens: „Sie haben ihren Impftermin beim Hausarzt für Anfang, Mitte Dezember bekommen. (...) Das ist das Problem, verstehen Sie, und nicht das Problem, jetzt noch zu sagen, alle sollen zum Hausarzt laufen.“ Das Problem seien im Augenblick die Kapazitäten – „die Hausärzte sind stark gefordert im Augenblick“.

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Vorrangprüfung für bestimmte Gruppen

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte bei den Booster-Impfungen eine Vorrangprüfung für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Hochbetagte und Menschen mit Vorerkrankung ähnlich wie zu Beginn der Impfkampagne.

„Eine Priorisierung nach Alter, Krankheit sowie Berufsgruppe muss erneut in Betracht gezogen werden“, sagte Brysch den Funke-Zeitungen. (KNA/dpa)

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Kommentare
Friedrich Bock 18.11.202108:43 Uhr

Hab ich das richtig verstanden ?Erst schimpfen die Verbandsvertreter auf die ach so teuren und angeblich überflüssigen Impfzentren und jetzt sind die Hausärzte plötzlich überfordert ?

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