COVID-19
Altenpfleger in der Corona-Zwickmühle
Corona fordert auch und gerade die Altenpfleger: Sie kümmern sich um besonders gefährdete Menschen und tragen selber ein hohes Infektionsrisiko.
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Nähe unabdingbar: Altenpfleger müssen Menschen beruflich sehr nah kommen – und tragen damit ein hohes Infektionsrisiko für sich und andere.
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Berlin. Laut Robert Koch-Institut ist das Gros der „an oder mit“ Coronavirus verstorbenen Menschen in Deutschland im Schnitt 81 Jahre alt. Anfang April geraten daher zahlreiche Pflegeheime zu Hotspots der Pandemie. Von „gehäuften“ Todesfällen ist sogar die Rede. Etliche Bundesländer reagieren mit Aufnahmestopps und Besuchsverboten in den Einrichtungen. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ruft Bund und Länder auf, die besonders Schutzbedürftigen stärker in den Blick zu nehmen. Was in der Pflege schieflaufe, könne die Intensivstation kaum retten, schlägt er in der „Ärzte Zeitung“ Alarm.
In der Öffentlichkeit wird die Rolle der Altenpfleger goutiert. Sie werden – wie ihre Kollegen in den Kliniken – als „Helden“ gefeiert. Es kommt zu abendlichen Beifallsbekundungen auf Balkonen. Die Koalition baut in ihr zweites Pandemie-Gesetz einen Corona-Bonus für die Altenpflege ein. Gesundheitsminister Jens Spahn betont, die Prämie sei auch als Dank an die Altenpfleger gedacht, die während der Hochphase der Pandemie sich stärker um die seelische Zuwendung der Heimbewohner gekümmert hätten, da Angehörige wegen der Besuchsverbote nicht in die Heime kommen konnten.
Die Einrichtungen selbst klagen über mangelnde Schutzausrüstung. Heime und ambulante Dienste sehen sich in der Zwickmühle: Einerseits sollen sie Bewohner und Patienten vor dem Virus schützen, zugleich aber Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglichen. „Erst waren wir Helden und nun Gefängniswärter“, sagt eine Einrichtungsleitung.
Das Wissenschaftliche Institut der AOK stellt Anfang Juli fest: Wegen Corona fehlten vor allem Altenpfleger am Arbeitsplatz – doppelt so häufig wie alle anderen Beschäftigten. Corona kommt auch denen gefährlich nahe, die sich um die Hochbetagten kümmern. (hom)