Apothekenreform

Apotheker-Replik: Lauterbachs Eckpunktepapier „Mogelpackung“

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zeigt sich von Karl Lauterbachs Reformideen „gleichermaßen enttäuscht und erschüttert“. Und auch andere üben deutliche Kritik.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Reformbaustelle Apotheke: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach trifft auch hier auf erheblichen Widerstand der Betroffenen, wenn es um seine Gestaltungsszenarien geht.

Reformbaustelle Apotheke: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach trifft auch hier auf erheblichen Widerstand der Betroffenen, wenn es um seine Gestaltungsszenarien geht.

© D. Kerlekin / Snowfield Photography / picture alliance

München/Berlin. Kurz vor Weihnachten hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch rasch Eckpunkte für seine geplante Reform des Apothekenmarktes präsentiert – Kritik ließ nicht lange auf sich warten. In einem Statement äußerte sich Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) am Freitag kritisch. Und auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) lässt in einer Pressemitteilung enttäuschte Interessenvertreter zu Wort kommen.

Sie verstehe den Unmut der Apotheker, so Gerlach. Dass die Erleichterungen zur Gründung von Apothekenfilialen vom Tisch seien, die den Einstieg investorengeführter Ketten in den deutschen Apothekenmarkt begünstigt hätten, sei zu begrüßen. Allerdings sei das Eckpunktepapier nicht geeignet, um die Apothekenversorgung in Deutschland zu stärken – ganz im Gegenteil.

Benkert: „Apotheker kann nicht ersetzt werden“

Geplant sind unter anderem „Video-Apotheken“, die von pharmazeutisch-technischen Assistenten statt Apothekern geführt werden sollen. Dies verschlechtere die Beratung und Versorgung der Menschen gerade im ländlichen Raum, kritisiert Gerlach. Hier hakt auch Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, im ABDA-Schreiben ein: „Herr Lauterbach will es ermöglichen, dass teilweise kein Apotheker in der Apotheke präsent sein muss.“ Es gebe aber keine andere Berufsgruppe, die die pharmazeutische Expertise der Apotheker ersetzen könne. Auch entstünden Haftungsfragen.

Eine angemessene Honorierung der Apotheker mit einem Ausgleich der massiv gestiegenen Kosten sei nicht in Sicht, vorhandene Mittel würden lediglich umverteilt, kritisiert Gerlach weiter. Sie fordert, die Vergütung der Apotheken an die gestiegenen Kosten von Personal, Energie und Inflation anzupassen.

Hubmann: Sofortiger Inflations- und Kostenausgleich

Ähnlich äußert sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und verweist auf Qualitätseinbußen und Honorarkürzungen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versuche eine Mogelpackung zu verkaufen: Nach außen präsentiere er die Pläne als Segen für kleine Landapotheken, unter der Reform aber würden sowohl die Land- als auch die Stadtapotheken leiden.

Auch Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, warnt in der ABDA-Pressemeldung vor den finanziellen Auswirkungen von Lauterbachs Plänen und fordert einen sofortigen Inflations- und Kostenausgleich. Die vom BMG vorgeschlagenen Honorar-Maßnahmen aber sollten frühestens 2025, teilweise erst 2026 und 2027 greifen. Das Apothekenhonorar sei seit 2013 nicht angepasst und zuletzt sogar gesenkt worden. Im gleichen Zeitraum seien die Inflation um 38 Prozent und die Kosten für Apotheken um 60 Prozent gestiegen, rechnet Hubmann vor.

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