Kommentar zur Corona-Impfkampagne

Auffrischung für den Begriff der Priorisierung

Mit dem Einstieg der Arztpraxen in die Corona-Impfkampagne muss die Impfverordnung geändert werden. Der Begriff der Priorisierung bedarf damit einer neuen Deutung.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Impfverordnung braucht dringend eine Auffrischung. Spätestens, wenn die Arztpraxen regelhaft ins Geschehen eingreifen, müssen die Spielregeln geändert sein. Das schwant auch Gesundheitsminister Jens Spahn. Mit dem Einstieg der Vertragsärzte müsse eine „Balance zwischen Pragmatik und Priorisierung“ gefunden werden, sagte Spahn am Freitag. Da das genau ausdrückt, wie die Ärzte in ihren Praxen tagtäglich arbeiten, kann der Minister nur meinen, dass ab dann die Priorisierung weitgehend in den Händen der Vertragsärzte liegen soll.

Die Corona-Schutzimpfungsverordnung war von Anfang an eher ein Rahmenwerk denn eine eherne Regel. Seit ihrem Entstehen wird an ihr weiter gebastelt. Das ist der Natur der Pandemie geschuldet. Dafür gibt es prominente Beispiele.

Lesen sie auch

Änderungen sind bereits die Regel

Mit der Ankunft des AstraZeneca-Impfstoffes wurden Altersgrenzen in die Risikogruppen eingezogen. Gerade den älteren Menschen steht diese Vakzine nun nicht mehr zur Verfügung.

Erst in der vergangenen Woche haben die Länder im Handstreich dafür gesorgt, dass rund eine Million Erzieher, Grund- und Förderschullehrer nun bevorzugt geimpft werden sollen, um die Ansteckungsrisiken in den Schulen und Kindertagesstätten zu verringern. Auch das ist folgerichtig, auch wenn die Schulen schon geöffnet werden, bevor diese Gruppen immunisiert sind.

Die ursprüngliche Priorisierung ist also nicht in Stein gemeißelt, zumal die Hauptrisikogruppe der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen inzwischen weitgehend immunisiert ist. „Mit jedem Schritt wird es pragmatischer und fließender“, beschreibt Jens Spahn mithin die vorgegebene Entwicklung der Verordnung. Der Pragmatismus wird noch besser gedeihen können, je früher die Vertragsärzte in die Kampagne einsteigen können. Zu den Patienten in den Praxen zählen nämlich vor allem ältere und chronisch erkrankte Menschen.

Impfungen nicht verkomplizieren

Wie die Ärzte dabei vorgehen werden, wird also den Geist der Impfverordnung nicht eigentlich verletzen können. Die Vertragsärzte versuchen gleichwohl, sich den für den Praxisbetrieb nötigen Spielraum zu schaffen: „Priorisierung in den Praxen wird nicht gehen“, haben führende KBV-Vertreter in dieser Woche vorsorglich in den Diskursraum gestellt.

Auch das kann übersetzt werden. Heißen dürfte es: Keine Impfverordnungsänderung bitte, die das Impfen in den Praxen wegen möglicher juristischer Folgen erschwert.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kausaler Zusammenhang gesucht

Werden Jugendliche nach Hirnverletzungen öfter kriminell?

Gute Nachrichten des Jahres 2024

Positiver Jahresrückblick: Impferinnerungen via App

Aufarbeitung

Sachsen setzt Enquete-Kommission zu Corona ein

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Schnelle Kommunikation, aber sicher: Das hilft Teams unterschiedlicher Einrichtungen bei der effizienten Zusammenarbeit.

© [M] Famedly

Neues Kooperationswerkzeug im Netz

Effiziente Kommunikation: Der schnelle Draht von Team zu Team

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025