Ärztetag

"BÄK verabschiedet sich aus Verantwortung für Hausärzte"

Veröffentlicht:

Heftige Kritik der Hausärzte am Plan, die Akademie für Allgemeinmedizin in der BÄK abzuschaffen.

FRANKFURT/MAIN. Der Hausärzteverband hat den Beschluss des 118. Deutschen Ärztetages, die Akademie für Allgemeinmedizin abzuschaffen, scharf kritisiert.

Während die hausärztlichen Spitzenvertreter in der Debatte auf dem Ärztetag nicht ans Rednerpult traten, ist die Wortwahl in der anschließenden Pressemitteilung umso deutlicher: "Die faktische Abschaffung der Akademie für Allgemeinmedizin durch die Bundesärztekammer ist ein geradezu skandalöses politisches Signal und macht deutlich, dass sich die Bundesärztekammer von ihrer Verantwortung für die hausärztlichen Versorgung verabschiedet hat", ließ Verbandsvorsitzender Ulrich Weigeldt mitteilen.

In der Debatte um die Gremienstruktur äußerten nur wenige Delegierte Verständnis für die Strukturvorschläge der Arbeitsgruppe, die von Dr. Simone Heinemann-Meerz (Präsidentin in Sachsen-Anhalt) und Dr. Heidrun Gitter (Präsidentin in Bremen) geleitet wurde.

"Durch die Akademien sind viele junge Mediziner an die Arbeit in der Selbstverwaltung herangeführt worden, das sollten wir nicht zerstören", heiß es.

Junge Ärzte, die sich bereits bei den studentischen Verbänden und in Kammer-Gremien engagieren, sagten allerdings am Rande der Debatte, dass sie von den Akademien noch gar nichts gehört hätten.

12 Gremien sollen auf Streichliste

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Um die Strukturen der BÄK zu verschlanken und Kosten einzusparen soll die Zahl der jetzt 37 Gremien auf 24 reduziert werden. Dazu stehen neben der Akademie für Allgemeinmedizin auch die Akademie der Gebietsärzte und der Deutsche Senat für ärztliche Fortbildung auf der Streichliste.

Heinemann-Meerz und Gitter begründeten die Abschaffung der Akademie für Allgemeinmedizin auch damit, dass es bei der Gründung 1958 noch keine weitere Vertretung für Hausärzte gegeben habe.

Heutzutage gebe es mit dem Hausärzteverband, den Koordinierungsstellen, den Lehrstühlen, der DEGEAM und den Förderprogrammen sehr viele Möglichkeiten für Hausärzte, gefördert zu werden und politisch Einfluss zu nehmen. Weigeldt bezeichnete dies als "absolute Verdrehung der Tatsachen".

Laut Beschluss sollen für die Überführung der Akademien und des Senates in die neuen Strukturen dem Ärztetag 2015 in Hamburg entsprechende Konzepte vorgelegt werden. Per Akklamation mandatierten die Delegierten die Mitglieder der betroffenen Gremien für ein weiteres Jahr.

"Dieses Moratorium von einem Jahr ändert überhaupt nichts an der grundlegenden Entscheidung der BÄK. Diese ist heute klar und eindeutig gefallen", kommentiert Weigeldt in der Mitteilung die Entscheidung. (bee)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 26.05.201508:06 Uhr

Korrektur!

Natürlich ist Frau Kollegin Dipl. med. Regina Feldmann n i c h t im Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK), sondern sie ist hausärztliche Vertreterin im Vorstand der Kassenärtlichen Bundesvereinigung (KBV). Der Vorwurf eines wenig respektvollen Umgangs mit ihr seitens der überwiegend Facharzt-lastigen DÄT-Delegierten, der Primärarzt-fernen Meinungsbildner in BÄK und Landesärztekammern (LÄKn) bleibt allerdings bestehen.

Hochspezialisierte Kliniker und Vertreter einer primärärztlichen Versorgungsmedizin müssen ihre professionell bedingten Widersprüche ausdiskutieren und überwinden wollen. Der Vorwurf des Deutschen Hausärzteverbands: "Die Bundesärztekammer repräsentiert hausärztliche Versorgung nicht mehr" ist meines Erachtens steigerungsfähig.

Eher "geht ein Kamel durch ein Nadelöhr", als dass ein/e hausärztliche/r Vertreter/in zum Vorstandsvorsitzenden der BÄK avanciert.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Thomas Georg Schätzler 22.05.201514:45 Uhr

"Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man ''nen Arbeitskreis"?

Das Statement des Kollegen Dr. med. Johannes Grundmann, Hausärztlicher Internist aus Bremen, kann ich nicht nachvollziehen:

1. wissen in Betriebswirtschaftslehre (BWL) einigermaßen bewanderte Praktiker und auch Theoretiker, dass sich eine Institution und Organisation wie z. B. die Bundesärztekammer (BÄK) mit 37 (i. W. siebenunddreißig) Gremien bzw. Arbeitskreisen hoffnungslos verzettelt und systematisch desorganisiert.
2. die beim 118. DÄT in Frankfurt/Main beschlossene Reduktion auf 24 Gremien ist weder innovativ noch konstruktiv oder ein Beleg, dass der "Deutsche Ärztetag ... eine Verschlankung der Strukturen" etabliert hätte.
3. Kollege Dr. med. Klaus Reinhardt ist als Vorsitzender des Hartmannbundes (HB) und Allgemeinmediziner (Bielefeld) in einem Facharzt-lastigen bis -hörigen Bundesverband verfangen. Im HB-Vorstand sind außer der von mir hochgeschätzten und international erfahrenen Kollegin Dr. med. Waltraud Diekhaus, Allgemeinärztin (Dortmund), Ehrenmitglied der Medical Women''s International Association, Dr. med. Andreas Gassen als Orthopäde und Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. dent. Peter Engel als Präsident der Bundeszahnärztekammer und Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery als Radiologe und Präsident der Bundesärztekammer vertreten.

Wenn man den Umgang der DÄT-Delegierten, der Meinungsbildner in der BÄK und den Landesärztekammern (LÄK) mit der hausärztlichen BÄK-Vorstandsvorsitzenden Frau Kollegin Dipl. med. Regina Feldmann betrachtet, wird in der Tat mehr als deutlich: "Die Bundesärztekammer repräsentiert hausärztliche Versorgung nicht mehr".

Wir Hausärztinnen und Hausärzte sitzen bei einer 19 Jahren langen GOÄ-Nullrunde nur noch am Katzentisch, während ungehemmter Facharzt- und Labor-lastiger Mengenausweitungen gefrönt wird. In Aus-, Fort- und Weiterbildung führen die Haus- und Allgemein-ärztliche Primärversorgung ein Schattendasein. Im durchgängigen Mehrheitswahlrecht der Kammern und Gremien haben hausärztliche Interessenvertretungen keine Stimme mehr.

So sieht''s aus!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Anne C. Leber 22.05.201512:21 Uhr

Leserzuschrift von Dr. Johannes Grundmann

Was war der Ausgangspunkt für die ganze Diskussion? Es geht um eine
Neuordnung aller Gremien der Bundesärztekammer (BÄK) auch unter haushalterischen Gesichtspunkten. Diese Aufgabenstellung ist nicht neu, sondern es gibt sie schon seit einigen Jahren. Man hatte nämlich festgestellt, dass ein Teil der Gremien gleiche Aufgaben wahrnimmt. Ferner sitzen öfters dieselben Kolleginnen/Kollegen in den denselben Ausschüssen und beraten identische Themenfelder. An diese undankbare Arbeit hatten sich vor Monaten bereits Frau Gitter und Frau Heinemann-Meerz als Präsidentinnen ihrer Landesärztekammern gemacht.
Das Ergebnis, welches auf dem Deutschen Ärztetag vorgestellt wurde, ist eine Verschlankung der Strukturen u.a. auch durch die Reduzierung der Gremien von 37 auf 24. Deshalb lautete ein Vorschlag außer anderen Maßnahmen neben dem „Senat für Ärztliche Fortbildung“ halt die „Akademie für Allgemeinmedizin“ aber auch die „Akademie der Gebietsärzte“ in dieser Form aufzulösen und deren Aufgaben in andere Gremien zu integrieren. Wie das im Einzelnen umgesetzt wird, soll auf dem nächsten DÄT in Hamburg 2016 präsentiert werden.

Es war klar und für mich nachvollziehbar, dass es dabei zu Diskussionen kommen würde, wie auch die Redebeiträge im Plenum beim Ärztetag gezeigt haben. So wurden zahlreiche Gründe für die Daseinsberechtigung einzelner Gremien vorgetragen. Nochmal zur Erinnerung: man hatte alle Gremien der BÄK auf den Prüfstand gestellt. z.B. auch jene, die sich mit den Krankenhäusern - also nicht nur der ambulanten Versorgung - befassen. Man mag diesen Vorschlägen skeptisch gegenüber stehen. Meiner Meinung nach ist aber der Ausgangspunkt zur Neuorientierung und Effizienzverbesserung durch die Umstrukturierung dieser Gremienarbeit nötig und richtig.

Wenn jetzt allerdings vom Deutschen Hausärzteverband eine Pressemitteilung herausgegeben wird „Bundesärztekammer repräsentiert hausärztliche Versorgung nicht mehr“, so ist dies schlicht unwahr. Auch trifft es nicht zu, „dass sich die BÄK von ihrer Verantwortung für die Hausärzte verabschiedet hat“, wie Uli Weigelt meint. Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich seine Sichtweise, „dass sich die BÄK konsequent dem Austausch mit Hausärztinnen/Hausärzten verweigert.“ Das stimmt weder auf Bundes- noch auf Landesebene.
Ich möchte nebenbei nur daran erinnern, dass mit Klaus Reinhard ein
Hausarzt neu in den Vorstand der BÄK in Frankfurt gewählt wurde.

Wie andere bemühe ich mich auch seit Jahren um das gemeinsame Gespräch zwischen Haus- und Fachärzten. Partikularinteressen und populistische Äußerungen
sind dabei nicht zielführend. Wir sollten zu konstruktiven Diskussionen zurückkehren.

Dr. Johannes Grundmann,
Hausärztlicher Internist aus Bremen



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