Geld für zehn Projekte
Bund stockt Förderung zu Long-COVID auf
Die Bundesregierung lässt die Spätfolgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 erforschen. Zehn Projekte werden mit insgesamt 6,5 Millionen Euro gefördert.
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Hand im Handschuh zeigt auf „LONG COVID“ auf einem Blockblatt: Die Bundesregierung fördert die Forschung zum Long-COVID-Syndrom.
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Berlin. Die Bundesregierung will die Forschung zum sogenannten Long-COVID-Syndrom ausbauen. Statt der ursprünglich geplanten fünf Millionen Euro würden nunmehr 6,5 Millionen Euro für insgesamt zehn Projekte bereitgestellt, teilte Forschungsministerin Anja Karliczek am Donnerstag vor Journalisten in Berlin mit. Die ausgewählten Vorhaben würden über einen Zeitraum von in der Regel bis zu zwei Jahren finanziell gefördert, sagte die CDU-Politikerin.
Mit den „sehr unterschiedlichen“ Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung seien „viele Fragen“ verknüpft, die bis heute nicht abschließend geklärt seien, sagte Karliczek. Gesicherte Erkenntnisse zu Häufigkeit, Dauer und Therapie von Long-COVID fehlten. Unklar sei auch, welche Faktoren die Erkrankung begünstigten. Ziel der Fördermaßnahme sei es daher, einen „Grundstock an Wissen“ aufzubauen. Dieser solle möglichst schnell in der Versorgung ankommen. Bestehe nach dem Ende der Projekte weiterer Forschungsbedarf, werde das Ministerium „dies im Blick haben“.
Bisher gibt es keine allgemeingültige Definition der Long-COVID-Erkrankung. Laut vorsichtigen Schätzungen treten bei zehn Prozent der bislang rund vier Millionen mit dem Coronavirus infizierten Bundesbürgern langfristige Symptome auf. Diese können mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Zu den häufigsten Spätfolgen gehören laut Ärzten extreme Erschöpfung, starke Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Atemnot sowie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.
Adressaten: interdisziplinäre Forschungsverbünde
Die Fördermaßnahme des Forschungsministeriums richte sich vorwiegend an interdisziplinäre Forschungsverbünde, die Zugang zu Patienten, Daten und Proben hätten, erläuterte Karliczek. Von besonderer Bedeutung seien Projekte zur ambulanten ärztlichen Versorgung, zu Rehabilitation und Pflege sowie zur Zusammenarbeit von Long-COVID-Ambulanzen und Hausärzten.
Laut Forschungsministerium untersuchen einige der jetzt geförderten Vorhaben molekulare Veränderungen, die durch die Long-COVID-Symptome im Körper verursacht werden. Andere Projekte gehen medikamentösen Therapien, dem Einsatz der Ergotherapie oder speziellen Bewegungsprogrammen nach. Auch besondere Versorgungs- und Rehabilitationsbedarfe bei von Long-COVID-betroffenen Kindern und Jugendlichen sollen genauer bestimmt werden.
Hierzu arbeiten Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit niedergelassenen Kinderärzten zusammen. Sie vergleichen die Krankheitslast von Kindern nach einer durchgemachten Coronavirus-Infektion mit der einer Kontrollgruppe. Dabei werden auch Ergebnisse bildgebender und funktioneller Organuntersuchungen ausgewertet. Koordinator des Projekts ist Dr. Daniel Vilser von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena. (hom)