Prävention
Bundesrat nimmt Diabetes auf die Agenda
Der Bundesrat will am Freitag eine Initiative für einen Nationalen Diabetesplan starten. Der Kampf gegen die Volkskrankheit soll Bestandteil des Präventionsgesetzes werden, das noch 2014 verabschiedet werden soll.
Veröffentlicht:BERLIN. Auf Antrag der Landesregierungen von Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Thüringen soll der Bundesrat am Freitag eine Entschließung zur Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans fassen.
Danach soll der Bundesrat die Bundesregierung auffordern, noch in diesem Jahr den Entwurf für ein Bundespräventionsgesetz vorzulegen. Damit verbunden sein soll ein Nationaler Diabetesplan, der ein Konzept enthält, das sowohl Präventionsstrategien, Früherkennungsmaßnahmen und Vorschläge für neue Versorgungsmodelle enthält. Ferner müsse die Selbsthilfe gestärkt werden.
Auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen bei der Umsetzung des Nationalen Krebsplans sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: Stärkung der Primärprävention von Diabetes, Intensivierung der Früherkennung von Typ-2-Diabetes, Verbesserung der Epidemiologie, qualitative Verbesserung der Versorgungsstrukturen und der sozialmedizinischen Nachsorge, Ausbau der Patientenschulung, insbesondere auch für Kinder und Jugendliche in den Settings Kindertagesstätte und Schule.
Die Bundesländer sowie die Akteure des Gesundheitswesens müssten in den Planungsprozess weitreichend einbezogen werden. Die Erkenntnisse aus der Umsetzung des Nationalen Gesundheitsziels "Diabetes mellitus Typ-2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln" sollten dabei berücksichtigt werden.
Zur Begründung der geplanten Entschließung heißt es, Diabetes mellitus sei mit etwa acht Millionen betroffenen Menschen schon heute eine der häufigsten nicht übertragbaren Volkskrankheiten. Die Zahl der Neuerkrankungen steige stetig, jedes Jahr um rund 270.000 Menschen.
Außerdem beginne Typ-2-Diabetes immer früher, häufiger seien auch Kinder und Jugendliche betroffen. Zur Prävention seien verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen notwendig, die frühzeitig im Setting implementiert werden müssten.
Ferner sei die Zahl unentdeckter Diabetiker hoch. Diese Personen hätten ein deutlich erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.
Trotz der hohen individuellen und gesellschaftlichen Belastung gebe es für die deutsche Bevölkerung nur wenig verlässliche Daten. Diese seien jedoch zur Planung und Steuerung gezielter Maßnahmen zur Prävention und Versorgung notwendig. Dies erfordere den Ausbau der Versorgungsforschung.
Die Dachorganisation "diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe", in der Ärzte, Diabetesberater und Patientenvertreter zusammengeschlossen sind, begrüßt die geplante Initiative des Bundesrats.
"Es mangelt vor allem an vernetzten Maßnahmen", kritisiert Professor Thomas Danne, Kinderdiabetologe aus Hannover und Vorsitzender von "diabetesDE". "18 von 28 europäischen Ländern haben bereits einen nationalen Diabetesplan - warum Deutschland nicht?"
Die Weltgesundheitsorganisation, die Europäische Union und die Vereinten Nationen fordern einen solchen Plan, der vor allem Prävention und Selbsthilfe stärkt. (HL)